Abitur hoch drei

Die Oberstufe des Beruflichen Gymnasiums Freizeitsportleiter/-innen befindet sich gerade – wie alle Abiturientinnen und Abiturienten in NRW - in den Abiturprüfungen. Zusätzlich zu den regulären Prüfungen absolvieren sie zwei weitere praktische Prüfungen. Der Weg zur Allgemeinen Hochschulreife ist lang – wird aber auch mit einer Zusatzqualifikation und Motivation belohnt.

Vorbereitung auf die sportpraktische Prüfung im Rahmen der Abiturprüfung: Auch hier sind die Schülerinnen und Schüler des Beruflichen Gymnasiums Freizeitsportleiter/-in nicht nur selbst sportlich aktiv, sondern üben immer auch die Anleitertätigkeit.

Vorbereitung auf die sportpraktische Prüfung im Rahmen der Abiturprüfung: Auch hier sind die Schülerinnen und Schüler des Beruflichen Gymnasiums Freizeitsportleiter/-in nicht nur selbst sportlich aktiv, sondern üben immer auch die Anleitertätigkeit.

Die Jugendlichen stehen sich paarweise auf der Matte gegenüber: Je einer führt einen Stoß mit dem Bein aus, der andere wehrt ihn mit einer nach oben gerichteten Abwehrbewegung ab. Sara Crins läuft durch die Paare, gibt Hilfestellungen und lobt. Nach dreißig Minuten ruft sie alle zusammen und verbeugt sich – das klassische Abschlussritual beim Karate. Was wir eine normale Karate-Schnupperstunde klingt, war Teil einer Abschlussprüfung im Beruflichen Gymnasium Freizeitsportleiter/-in. Die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten müssen nämlich nicht nur die zentralen Abiturprüfungen absolvieren, die gerade für alle Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe anstehen, sondern gleich zwei weitere Prüfungen. Der Prüfungskalender ist voll; ihre Entscheidung bereut Crins aber nicht. Im Gegenteil: „Der sportliche Schwerpunkt hat uns jeden Schultag motiviert. Wir haben viel Zeit in der Sporthalle verbracht und gelernt, wie der Körper funktioniert oder wie man Spaß an Bewegung vermittelt. So macht Schule Spaß.“ 


Im Beruflichen Gymnasium Freizeitsportleiter/-in stehen fünf Unterrichtsstunden die Woche im Leistungskurs Sport an. Der zweite Leistungskurs Biologie unterstützt den sportlichen Schwerpunkt und vertieft den Einblick in die Prozesse des menschlichen Körpers. Es ist aber kein Angebot nur für Sportskanonen. „Wir legen Wert darauf, den Perspektivwechsel bei den Schülerinnen und Schülern zu fördern – vom Sporttreiben zum Anleiten unterschiedlichster Sportgruppen“, erklärt Ute Averdunk, sportliche Leiterin des Beruflichen Gymnasiums. Daher haben die Schülerinnen und Schüler die Fächer Erziehungswissenschaften und Didaktik und Methodik im Sport, bei denen es darum geht, wie man eine Sporteinheit gestaltet, damit die Fitness erhöht und die Gesundheit erhalten wird. Ergänzt wird der reguläre Unterricht durch ein Jahrespraktikum in einem Sportverein und Projekttage, in denen Trendsportarten wie Golf, Bouldern oder EMS-Training ausprobiert werden. 


Das Alleinstellungsmerkmal des Beruflichen Gymnasiums ist die Zusatzqualifikation als Freizeitsportleiter/-in, mit der im Breitensportbereich selbstständig Trainingsgruppen angeleitet werden dürfen. Dazu haben kurz vor Beginn der regulären Abiturprüfungen noch Abschlussprüfungen stattgefunden. Hier mussten die Lernenden eine 45-minütige Sporteinheit für eine bekannte Lerngruppe zu einem vorgegebenen Thema vorführen. „Dieses Jahr lag der Fokus zum Beispiel auf der Koordination. Hierzu haben die Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Aspekte aufgegriffen und eine Stunde gestaltet – mit Phasierung, Zielformulierung und passender Methodik. Wir bewerten dann unter anderem die didaktischen Überlegungen, die Zielerreichung und den Umgang mit der Lerngruppe. Das haben die Schülerinnen und Schüler dieses Jahr wirklich gut gemacht; schließlich haben wir sie drei Jahre lang darauf vorbereitet“, so Averdunk. Mit diesen Kompetenzen sind die Abiturientinnen und Abiturienten bestens vorbereitet auf ein Lehramtsstudium oder eine Ausbildung bei der Polizei. „Trotz des sportlichen Schwerpunkts erwerben am Ende alle Schülerinnen und Schüler bei uns die Allgemeine Hochschulreife und können damit jedes Fach an jeder Universität oder Fachhochschule studieren“, betont Dagmar Lörper, Koordinatorin der Beruflichen Gymnasien am Berufskolleg Kleve. 
Bevor es das Abiturzeugnis gibt, müssen die angehenden Abiturientinnen aber auch noch die sportpraktischen Prüfungen im Leistungskurs Sport bestehen. Diese folgen jetzt direkt auf die regulären Abiturprüfungen und ergänzen die Abiturnote des Leistungskursfachs Sport. Hier müssen die Schülerinnen und Schüler ihr eigenes sportliches Können in einem selbstgewählten Sportspiel und in Leichtathletik beweisen. Es gibt Punkte für die Spieltechnik, die Taktik, die Schnelligkeit bzw. Weite. „Auch wenn dies zusätzliche Prüfungen sind – für die Schülerinnen und Schüler sind das in der Regel entspannte Tage, da sie alle sportbegeistert sind und sich gerne bewegen“, weiß Averdunk. Beim 5000-Meter-Lauf oder dem Badminton-Turnier erwartet sie keine Prüfungsangst, sondern eine lockere Atmosphäre.  
Für alle Jugendlichen, die Spaß an Sport haben, gerne mit Kindern oder Jugendlichen arbeiten und auf dem Weg zum Abitur sind, ist das Berufliche Gymnasium Freizeitsportleiter/-in eine gute Alternative. Aufnahmevoraussetzung ist ein mittlerer Schulabschluss mit Qualifikationsvermerk. Für das kommende Schuljahr ist eine Anmeldung noch bis zum Sommer möglich.

Dazu findet sich hier weitere Informationen: 

https://www.berufskolleg-kleve.de/bildungsganginformationen/gesundheit-und-ernaehrung/berufliches-gymnasium-freizeitsportleiter.

Text und Foto von Natascha Verbücheln
Abteilung Gesundheit & Ernährung