Vom Zeitzeugen-Bericht zum Zweitzeugen-Engagement

Holocaust-Überlebende Eva Weyl hat mit ihrer Lebensgeschichte die angehenden Erzieherinnen und Erzieher via Videokonferenz bewegt und zum Nachdenken angeregt.

Auch der virtuelle Besuch von Eva Weyl, Holocaust-Überlebende, hat die Schülerinnen und Schüler der konsekutiven Erzieher*innen-Ausbildung tief bewegt.

Auch der virtuelle Besuch von Eva Weyl, Holocaust-Überlebende, hat die Schülerinnen und Schüler der konsekutiven Erzieher*innen-Ausbildung tief bewegt.

Die Räumlichkeiten des Berufskollegs kennt Eva Weyl bereits bestens; die heute 86-jährige Holocaust-Überlebende bewegte die Schülerinnen bzw. Schüler unzählige Male mit ihrer beeindruckenden Lebensgeschichte. Auch die Corona-Pandemie kann ihr Engagement nicht bremsen. Daher lernte Weyl jetzt die Unterstufe der angehenden Erzieherinnen und Erzieher digital kennen: „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschehen ist!“ Mit diesem einbrennenden Satz begann sie ihre Lebensgeschichte.

Die 1935 in Arnheim geborene Eva Weyl lebte zwischen 1942-1945 an der deutsch-niederländischen Grenze im niederländischen Durchgangslager Westerbork, wovon die Juden zum nächsten Vernichtungslager deportiert wurden. Bewegend schilderte Weyl vom Umzug der Eltern in die Niederlande nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933, der Ausgrenzung, die sie mit ihrer Familie erfahren musste, und der schrecklichen Zeit in der perfiden Scheinwelt in Westerbork, die vor allem durch den SS-Führer Albert Konrad Gemmeker erschaffen wurde.

Die Schülerinnen und Schüler, die im Unterricht gerade das Thema „Familien im Wandel“ und somit die NS-Zeit behandeln, haben auf diese Weise einen ganz besonderen Zugang zur Thematik erhalten. Die nahezu einmalige Gelegenheit, eine Holocaust-Überlebende persönlich zu erleben, hat dabei einen ebenso nachhaltigen Eindruck hinterlassen wie ihre Botschaft: „So etwas darf nie wieder passieren; ihr seid nicht schuld, aber verantwortlich, was ihr aus der Vergangenheit macht.“

Gerade vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen müssten sich die Schülerinnen und Schüler der Vergangenheit bewusst sein und Verantwortung für die Zukunft übernehmen. Bald gibt es keine Zeitzeugen mehr und somit sind wir die Zweitzeugen, das bedeutet, unser Auftrag ist es, Weyls Mission auch noch an die folgenden Generationen weiterzutragen, damit die Geschehnisse der Vergangenheit sich nicht nochmal wiederholen.

An dieser Stelle einen herzlichen Dank an Eva Weyl, die mit ihrem Vortrag einen höchst authentischen Zugang zur Geschichte eröffnet hat und zum Nachdenken über die eigene Verantwortung für die Gegenwart und Zukunft anregen konnte.

Text von Marie Schmidt (Schülerin der SFSER21A); Foto von Jan Feldmann
Abteilung Sozialwesen