Das 14-Gänge-Menü im Sternerestaurant Kabo in Pamplona war nicht nur ein kulinarischer, sondern auch ein emotionaler Höhepunkt einer unvergesslichen Erasmus Plus-Woche in Navarra. Acht Tage lang tauchten die angehenden Köchinnen und Köche in die spanische Genuss- und Lernkultur ein – begleitet von intensiven Praxiserlebnissen, kulturellen Eindrücken und außergewöhnlicher Gastfreundschaft.
Begleitet wurde die Gruppe von Erik Thissen, ehemaligem Berufsschullehrer am Berufskolleg Kleve, der heute in Navarra lebt, sowie von Paz Noguera Asiain, Praxislehrerin an der gastgebenden Berufsschule CI Burlada in Pamplona. Beide waren maßgeblich an der Vorbereitung und Durchführung des Programms beteiligt und sorgten für eine perfekte Betreuung vor Ort.
Vom Flughafen Bilbao bis zum Soto House
Fachlehrer Jörg Lourens begleitete neun Auszubildende Ende September nach Pamplona.
Die Teilnehmenden stammen aus renommierten Gastronomiebetrieben der Region und repräsentieren eindrucksvoll die Vielfalt der gastronomischen Ausbildung am BK Kleve: Shakhrizoda Bakhodirova, Jordy Hsiao, Jonas Uhlig und Lennard Brendel vom Landhotel Voshövel in Schermbeck, Anne Kern vom Nierswalder Landhaus in Goch, Lara Schoofs und Justin Brings vom Hotel Straelener Hof, Tuan Van Vo vom Elaya Hotel Kleve und Florian Scholtheis vom Hotel Haus Thoeren in Kerken. Dass diese Betriebe ihre Auszubildenden für die Reise freigestellt haben, verdient besondere Anerkennung. Sie haben damit auf wertvolle Arbeitskraft verzichtet und ihren Nachwuchskräften zugleich die Möglichkeit gegeben, beruflich wie persönlich über sich hinauszuwachsen - ein starkes Zeichen für gelebte Ausbildung, Förderung und europäische Zusammenarbeit.
Die Gruppe flog von Düsseldorf nach Bilbao. Nach einem spektakulären Landeanflug bei starkem Wind, der ein Durchstarten notwendig machte, kamen alle wohlbehalten an. Am Flughafen wurden sie von Erik Thissen herzlich empfangen, der die Gruppe während der gesamten Woche begleitete und bereits die ersten Busfahrkarten bereithielt. Nach einer kurzen Pause in Bilbao ging es weiter nach Pamplona. Dort bezog die Gruppe ihre Unterkunft im Soto House, einem modernen Studentenwohnheim, das durch die Vermittlung von Cristina Aranda Barandiain von der Regionalregierung Navarra ermöglicht wurde – ein Glücksfall, der zusätzliche Mittel für fachliche Programmpunkte freisetzte.
Regionale Vielfalt auf dem Markt und kulturelle Entdeckungen
Der erste volle Tag begann mit einem Frühstück im Partnerhotel des Soto House. Anschließend stand der Besuch der Markthalle Mercado del Ensanche auf dem Programm – ein Paradies für Feinschmecker.
Fleisch, Fisch, Gebäck, Früchte, Gemüse – die gesamte Palette frischer regionaler Produkte war dort zu finden. Besonders beeindruckend war die Wertschätzung der Navarrerinnen und Navarrer für saisonale, regionale und hochwertige Lebensmittel. Am Nachmittag folgte eine Stadtführung mit Erik Thissen und Paz Noguera Asiain, die nicht nur historische Orte wie die Altstadt, den Palast und die Kathedrale zeigten, sondern auch ihre persönlichen Lieblingsplätze. Ein kurzer Besuch im Mercado Santo Domingo, ein Spaziergang durch die Gassen des Jakobswegs und die Besichtigung der Stierkampfarena rundeten den Tag ab. Der Abend gipfelte im gemeinsamen Essen im Restaurant Alhambra, ausgezeichnet mit zwei Repsol-Sonnen – unter der Leitung von Javier Díaz. Es war ein kulinarisches Erlebnis auf höchstem Niveau. Als Dankeschön überreichten die Gäste eine Flasche Holunder-Aperitif der Firma Brüdergeist aus Kerken – ein regionales Präsent aus der Heimat.
Auf den Spuren des Jakobswegs
Der Sonntag führte die Gruppe nach Puente la Reina, eine wichtige Station des Jakobswegs. Nach einem Spaziergang über die berühmte Brücke und dem Besuch einer kleinen Kirche erlebten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen farbenfrohen regionalen Markt. Dort konnten sie den Anbau und die Verarbeitung der berühmten Pimientos del Piquillo aus nächster Nähe verfolgen.
Am Abend fand in der Stadt noch ein traditionelles Kuhtreiben statt – ein lebendiger Einblick in das regionale Brauchtum.
Spitzenküche im Baskenland
Am Montag ging es früh per Bus nach San Sebastián, wo der Besuch des renommierten Basque Culinary Center (BCC) anstand – der „Universität der Köche“. Die futuristische Architektur und das professionelle Ambiente beeindruckten alle. Während einer zweistündigen Führung erhielten die Auszubildenden Einblicke in sämtliche Bereiche: Backstube, Fleisch- und Gemüseverarbeitung, Fermentation, Destillation, Hörsäle und Lehrküchen. Einige Schüler nutzten die Gelegenheit, im Shop Kochkleidung als Andenken zu erwerben. Anschließend blieb Zeit, um San Sebastián zu erkunden – natürlich mit typischen Pinchos in der Altstadt und einem Abstecher zum Strand von La Concha.
Wein, Geschichte und Gastfreundschaft
Der Dienstag führte nach Olite, eine malerische, mittelalterliche Stadt mit ihrem prachtvollen Schloss. Zunächst stand der Besuch der staatlichen Forschungs- und Versuchsstation Evena auf dem Programm. Dort erhielten die Teilnehmer eine Führung durch die Weinberge und Labore, erfuhren Wissenswertes über alte Rebsorten, Weinherstellung, Lagerung und Reifung – und durften bei einer Verkostung verschiedene Weine probieren.
Ein noch unveröffentlichter Dessertwein sorgte für Begeisterung – und große Freude, als jeder eine Flasche als Geschenk erhielt.
Am Nachmittag übernahm Javier Corgin, ein ehemaliger Lehrer und Stadtführer, die Leitung einer Führung durch Olite. Zum Abschluss lud er die Gruppe in sein Haus ein, wo er gemeinsam mit seiner Familie regionale Tapas servierte – eine berührende Geste echter Gastfreundschaft, die allen in Erinnerung bleiben wird.
Praxis, Stern und Streik
Am Mittwoch besuchte die Gruppe die Berufsschule CI Burlada im gleichnamigen Stadtteil von Pamplona. Nach einer Führung durch die Lehrküchen und das schuleigene Restaurant durch Marta Prat Aguilera, die Erasmus+-Koordinatorin der Schule, und Paz Noguera Asiain, die dort als Praxislehrerin tätig ist, begann die gemeinsame Vorbereitung für das geplante deutsch-spanische Menü.
Am Nachmittag folgte der Besuch im Sternerestaurant Kabo. Küchenchef Aaron Ortiz begrüßte die Gruppe persönlich und führte durch Küche und Service. Das anschließende 14-Gänge-Menü wurde für alle zum unvergesslichen Erlebnis – ein Fest der Aromen, Kreativität und Perfektion. Eine Schülerin sagte am Ende mit einem Lächeln: „Ich glaube, heute ist der traurigste Tag meines Lebens – mein Teller ist leer.“
Deutsche Tapas am CI Burlada
Am Donnerstag wurde das gemeinsame Projekt „Deutsche Tapas“ in der Schulküche von CI Burlada umgesetzt. Trotz des Schülerstreiks waren einige spanische Lernende anwesend und unterstützten das Team tatkräftig.
Unter Anleitung von Paz Noguera Asiain und mit großem Engagement der Klever Auszubildenden entstand ein mehrgängiges Menü, das im schulischen Restaurant präsentiert wurde.
Zu Gast waren Cristina Aranda Barandiain von der Regionalregierung Navarra – sie ist im Bildungsministerium für internationale Kooperationen und Erasmus+-Projekte zuständig und hatte die Gruppe bereits bei der Unterkunftssuche großartig unterstützt –, Vertreterinnen der Deutsch-Spanischen Gesellschaft, Marta Prat Aguilera sowie Kolleginnen anderer Berufsschulen.
Die Schüler übernahmen nicht nur das Kochen, sondern auch den Service und erklärten ihre Gerichte selbstbewusst vor Publikum.
Zum Dank für die herzliche Unterstützung überreichte die Gruppe einen Gutschein für ein Degustationsmenü im Restaurant Alhambra an Paz Noguera Asiain und Erik Thissen.
Abschied und Fazit
Am Freitagvormittag verabschiedete sich die Gruppe herzlich von Erik Thissen und Paz Noguera Asiain, bevor es nach einem letzten Bummel durch Pamplona und die Markthalle zurück nach Bilbao und anschließend nach Düsseldorf ging.
Die Woche war geprägt von Fachlichkeit, Begegnung und Dankbarkeit. Besonders hervorzuheben ist die intensive Vorbereitung durch Erik Thissen und Paz Noguera Asiain, die das gesamte Programm vor Ort abgestimmt, Kontakte geknüpft und Abläufe organisiert hatten – in engem Austausch mit dem Berufskolleg Kleve und der spanischen Erasmus-Koordinatorin Marta Prat Aguilera.
Auf deutscher Seite begleiteten und organisierten Katharina Neyenhuys, Erasmus-Koordinatorin des Berufskollegs, Franziska Bergers und Jörg Lourens die Mobilität.
Gemeinsam mit ihren Auszubildenden blicken sie auf eine außergewöhnlich erfolgreiche Erasmus+-Woche zurück, die deutlich machte, was europäische Zusammenarbeit leisten kann: fachliche Exzellenz, kulturellen Austausch und menschliche Nähe.
Text und Fotos vom Köche-Team des Berufskollegs Kleve
Abteilung Gesundheit & Ernährung






