Vamos, los calamares!

Mitten in der spanischen Schulküche hat ein Erasmus Plus unserer Fachlehrkräfte Katja Dulige und Jörg Lourens geführt. Ein kulinarischer Erfahrungsbericht.

Das Auge isst mit – das gilt wohl überall auf der Welt. In Nordspanien wird auch gerne eine feurige Chili als Garnierung genutzt.

Das Auge isst mit – das gilt wohl überall auf der Welt. In Nordspanien wird auch gerne eine feurige Chili als Garnierung genutzt.

Kaum war die Schürze zugebunden, ging’s los: „Vamos, los calamares!“ rief Eneko, ein Schüler im ersten Ausbildungsjahr, und deutete auf einen Eimer voller Tintenfische im Spülbecken. Ich (Jörg) hatte gerade die Hände gewaschen und desinfiziert, und schon stand ich mittendrin in der Praxis: Tintenfische ausnehmen, waschen, Haut abziehen, Schnabel raus, gründlich säubern. Danach sollten sie gefüllt, angebraten und gegart werden – in einer tiefschwarzen Soße mit Tintenfischtinte. Für alle, die es einmal nachkochen wollen: Die Farbe geht praktisch nie wieder raus. Eine Schürze ist hier Pflicht!

Katja war in der Zwischenzeit mit Iñaki an einem frischen Salat mit frittierten Sardinen, gerösteten Nüssen und buntem Gemüse beschäftigt. Die Sardinen selbst wurden direkt nebenan von Vlad knusprig frittiert – konzentriert, mit ruhiger Hand und professioneller Haltung. Währenddessen arbeiteten Irati und María an der Farce zum Füllen der Tintenfische und an der passenden Soße mit Tintenfischtinte – eine Mischung aus Teamarbeit, Fachlichkeit und echter Leidenschaft. Ihre Anleitung war ruhig, strukturiert und klar – wir fühlten uns sofort gut eingebunden.

Die Kommunikation? Eine charmante Mischung aus Händen, Füßen, einfachem Spanisch und gelegentlichem Englisch. Es wurde gezeigt, gelacht, wiederholt – und dabei ganz selbstverständlich gemeinsam gearbeitet.

Wir - Katja Dulige und Jörg Lourens, Lehrkräfte im Bereich Gastronomie am Berufskolleg– reisten im Rahmen eines Erasmus Plus-Projekts nach Burlada bei Pamplona, um die Schule kennenzulernen und Möglichkeiten für einen zukünftigen Schüleraustausch auszuloten.

Empfangen und begleitet wurden wir von der engagierten Erasmus Plus-Koordinatorin Marta, die uns während des gesamten Aufenthalts betreute. Einen tieferen Einblick in das spanische Berufsbildungssystem erhielten wir durch Cristina von der Navarrischen Regionalregierung, die uns das rein schulisch organisierte System ausführlich erklärte – ohne duale Ausbildung, aber mit viel schulischer Verantwortung und Praxisnähe.

Das Berufskolleg in Burlada ist kleiner als unser Berufskolleg, aber klar strukturiert und sehr gut ausgestattet – mit den Schwerpunkten Gastronomie, Kosmetik und Sport. Die Ausstattung in der Gastronomie hat uns besonders beeindruckt: drei moderne Lehrküchen, ein schulisches Restaurant und eine eigene Bäckerei sowie Patisserie, aus der auch das Dessert unseres 5-Gänge-Menüs stammte. Geschmacklich wie optisch ein echtes Highlight.

Von Anfang an waren wir kein Besuch, sondern Teil des Teams. Die Schülerinnen und Schüler zeigten uns Arbeitsgänge, übertrugen uns Aufgaben und vermittelten dabei echtes Können und Kollegialität. Die Praxisanleiterin Paz war unsere Ansprechpartnerin vor Ort: kompetent, offen und unglaublich engagiert. Sie sorgte dafür, dass wir vom ersten Moment an voll eingebunden waren.Nach getaner Arbeit wurden wir im schulischen Restaurant bedient; die Schülerinnen und Schüler übernahmen Service, Begrüßung auf Englisch und Präsentation mit hoher Professionalität.

Zusätzlich zu den praktischen Erfahrungen in der Küche unternahmen wir mehrere eindrucksvolle Exkursionen:

In der Ölmühle La Maja erfuhren wir viel über die Herstellung von biozertifiziertem extra-nativem Olivenöl und wurden durch die Olivenhaine geführt. Besonders schön: Genau dieses Olivenöl verwenden wir auch in unserer Schulküche in Kleve – ein vertrauter Geschmack in völlig neuer Umgebung. Danach ging es zur Bodega Lezaun, einem Weingut mit langer Tradition. Dort konnten wir die Geschichte der Bodega förmlich spüren und bei der anschließenden Verkostung auch schmecken. Auch hier gab es eine besondere Verbindung: Der Wein stammt – wie das Olivenöl – von einer unserer Bezugsquellen in Kleve. In der mittelalterlichen Stadt Olite besuchten wir ein renommiertes Restaurant und genossen ein Tagesmenü mit u. a. Jakobsmuscheln, modern interpretiert und perfekt zubereitet. Im Gastronomiegroßhandel wurden uns die Einkaufs- und Logistikprozesse der spanischen Gastronomie nähergebracht. Am letzten Tag spazierten wir durch die Altstadt von Pamplona und kreuzten dabei ganz nebenbei den berühmten Jakobsweg - ein stiller, symbolträchtiger Abschluss eines sehr bewegenden Aufenthalts.

Unsere Zeit in Burlada war geprägt von echtem Austausch, von fachlicher Nähe, zwischenmenschlicher Offenheit und professioneller Arbeit auf Augenhöhe. Die Schule ist eine hervorragende Partnerinstitution für mögliche Projekte mit unseren Auszubildenden. Sie bietet Struktur, Engagement, Ausstattung – und vor allem: Menschen, die mit Herz unterrichten und ausbilden.

Wer die Chance bekommt, mitzufahren, sollte sie ergreifen.
Es ist mehr als ein Projekt. Es ist eine Erfahrung fürs Leben.

 

Text und Fotos von Katja Dulige und Jörg Lourens

Abteilung Gesundheit & Ernährung