Welche Bestandteile der Brause sorgen für das Prickeln? Können Solarautos schneller fahren, wenn sie breite Felgen haben? Wie kann ich Salz aus dem Wasser entfernen? Mit diesen und anderen Fragen können Kinder nicht nur ins Grübeln gebracht werden; sie können diese Fragen mit einfachen Experimenten auch selbst beantworten. Das lernen sie im Forscherkolleg for Kids am Berufskolleg Kleve. Um die MINT-Förderung von Kindern im Kreis Kleve weiter auszubauen, haben sich die Grundschulen St. Georg in Nütterden, die Gemeinschaftsgrundschule An den Linden in Kleve, die Karl-Leisner-Schule in Kleve, die Arnold-Janssen-Schule Goch, die St. Markus Grundschule in Bedburg-Hau und das Berufskolleg jetzt auf eine Kooperation zum Aufbau eines schulischen Netzwerkes geeinigt. Die Kooperation wird unterstützt durch das Projekt “Zukunftsschulen NRW - Netzwerk Lernkultur Individuelle Förderung”.
Im “Forscherkolleg for Kids” des Schülerforschungszentrums am Berufskolleg Kleve wird Kindern der Weg der Erkenntnisgewinnung anhand von Experimenten vermittelt. In insgesamt sechs Workshops durchlaufen die Kinder bei der Durchführung von spannenden Experimenten in den MINT-Fächern die Schritte des naturwissenschaftlichen Erkenntnisweges: So lernen sie fachübergreifend zum Beispiel, welche Merkmale eine gute Forscherfrage enthält, wie man Hypothesen formuliert oder ein Experiment plant. Im Mittelpunkt steht das Methodenlernen. „Wir wollen die Kinder, vor allem auch die Mädchen, für MINT begeistern. Es reicht aber nicht, einfach nur Experimente zu machen. Wir fördern systematisch das methodische Herangehen, um nachhaltig Kompetenzen aufzubauen“, betont Erwin Dribusch, Vorsitzender des Schülerforschungszentrum am Berufskolleg Kleve und Erfinder des Foscherkollegs for Kids. Das Konzept kommt bei den Grundschulen gut an und schließt eine Lücke: „Unsere Kinder sind begeistert und erfahren hier etwas, was wir im Sachunterricht gar nicht leisten können“, sagt Eckhard Breuer, Schulleiter der Karl-Leisner-Schule in Kleve. Neben Naturwissenschaften und Technik sieht der Lernplan des Sachunterrichts in NRW auch gesellschaftliche, geschichtliche Themen und Medienbildung vor. „Wir können hier nicht vertiefend arbeiten. Diese Tage am Berufskolleg sind daher so wichtig, weil sie die Kinder anders prägen. Das fängt bereits bei der Brille, dem Kittel und der authentischen Laborumgebung an“, ergänzt Breuer. Der besondere Clou am Forscherkolleg: Nicht Lehrkräfte, sondern Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs planen die Workshops und führen die Experimente mit den Kindern durch. Dadurch erwerben sie selbst didaktisch-methodisches Wissen und vertiefen ihre MINT-Kenntnisse. Insgesamt entsteht so ein multidimensionaler Kompetenzaufbau. „Wir begegnen den Kindern auf einer Ebenen und gehen auf sie ein, damit sie hautnah dabei sind und alles gut verstehen. Das macht sehr viel Spaß“, berichtet Giselle Richter, Schülerin des Beruflichen Gymnasiums Gesundheit.
Nach der erfolgreichen Etablierung des Forscherkollegs for Kids in den vergangenen Jahren soll nun mit der Kooperationsvereinbarung die Zusammenarbeit zwischen den Grundschulen, dem Berufskolleg und dem Schülerforschungszentrum professionalisiert und weiter vertieft werden. So soll zum Beispiel das Know-How der Grundschullehrkräfte stärker in die Ausgestaltung der Workshops im Forscherkolleg einfließen oder zusätzliches Material zum Ausleihen für die Grundschulen vorbereitet werden.„Es wäre schön, wenn wir es die Erfahrungen der Kinder in den Unterricht tragen und Strukturen entwickeln könnten, um es nachhaltig und für alle zugänglich zu machen“, sagte Stefanie Sievert, Schulleiterin der Arnold-Janssen-Schule. In eine ähnliche Richtung äußerte sich auch Jens Willmeroth, Schulleiter der Gemeinschaftsgrundschule An den Linden in Kleve: „Wir sollten überlegen, wie wir auch bei uns in den Grundschulen weiter fördern können– einmal von der Ausstattung her, aber auch ganz praktisch in der Umsetzung.“ Er lud die Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs, die am Forscherkolleg for Kids arbeiten, in seine Schule ein. „Die Schüler des Berufskollegs bringen den Kindern etwas bei und sprechen dabei in der Sprache der Kinder. Das ist ein riesiger Mehrwert dieses Projektes.“ Berufskolleg-Schulleiter Peter Wolters resümiert: „Es ist eine echte Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Daher freue ich mich, dass wir dieses durchaus aufwendige Projekt jetzt auf formale Beine stellen und optimieren.“
Text und Fotos von Natascha Verbücheln