Eva Weyl, 1935 in Arnheim geboren, ist eine der letzten Holocaust-Überlebenden. Während des Zweiten Weltkriegs wurde sie mit ihrer deutsch-jüdischen Familie im Durchgangslager Westerbork interniert, wo sie über drei Jahre lebte. Das Lager diente als Sammelstelle für Deportationen in Konzentrationslager. Von den 107.000 Menschen, die aus Westerbork deportiert wurden, überlebten nur 5.000 – darunter Eva Weyl und ihre Familie, dank der mutigen Bemühungen ihrer Eltern und glücklicher Umstände.
Heute lebt Eva Weyl in Amsterdam und widmet sich seit 17 Jahren der Aufgabe, ihre Geschichte zu erzählen, um junge Menschen zu Zweitzeugen zu machen. Seit 2012 besucht sie regelmäßig das Berufskolleg Kleve, um die Erinnerung an die Schrecken des Holocausts wachzuhalten. In diesem Jahr sprach sie jetzt zum ersten Mal in der neuen Aula des Berufskollegs vor über 250 Schülerinnen und Schülern. Unterstützt von einer PowerPoint-Präsentation schilderte sie eindrucksvoll ihre Erlebnisse und betonte, wie wichtig es ist, die Vergangenheit nicht zu vergessen. Im Anschluss stellten die Schüler Fragen zu ihrer Geschichte und den historischen Umständen. Themen waren unter anderem die Deportationslisten, das Leben in Westerbork, die Möglichkeiten, einer Deportation zu entkommen, und ihr Leben nach dem Krieg. Auch persönliche Aspekte, wie die Erziehung ihrer Kinder oder ihre heutige Verbindung zu anderen Überlebenden, wurden angesprochen. Eva Weyl appellierte abschließend an die Jugendlichen, ihre Geschichte weiterzutragen: „Wenn ihr erzählt, was ich euch heute berichtet habe, bleibt meine Geschichte lebendig.“
Die abschließenden Worte von Weyl, immer auf das Herz zu hören, haben uns zum Nachdenken angeregt. Sie betonte, dass wir alle Menschen sind und denselben inneren Kern besitzen; Diskriminierung habe in unserer Gesellschaft keinen Platz. Wir seien zwar nicht verantwortlich für die Geschehnisse der Vergangenheit, aber wir könnten dazu beitragen, dass sich so etwas niemals wiederholt.
Text von Felicia Borowski, Rojda Saka und Anjali Brands, Schülerinnen der Berufsfachschule Kinderpflege,
Foto von Christoph Zabel