Wer sich seiner Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie noch einmal zu durchleben

In der kommenden Woche haben wir die große Ehre, die Holocaust-Überlebende Eva Weyl am Berufskolleg Kleve willkommen zu heißen. Ihr Besuch ist ein wichtiger Teil unserer Bildungsarbeit und knüpft an die Erfahrungen an, die unsere Oberstufen des Beruflichen Gymnasiums für Gesundheit im Sommer des vergangenen Jahres bei ihrer Exkursion nach Polen gemacht haben.

Die Schülerinnen und Schüler des Beruflichen Gymnasiums für Gesundheit durchschreiten den Eingang des Stammlagers in Auschwitz mit der Überschrift "Arbeit macht frei"

Die Schülerinnen und Schüler des Beruflichen Gymnasiums für Gesundheit durchschreiten den Eingang des Stammlagers in Auschwitz mit der Überschrift "Arbeit macht frei"

Eine Reise nach Krakau und Ausschwitz

Die dreitägige Exkursion führte die Schülerinnen und Schüler nach Krakau, begleitet von den Lehrkräften Simon Ohlig, Carolin Messing und Thorsten Rölver. In der historischen Stadt Krakau startete die Reise mit einer Stadtführung, bei der Sehenswürdigkeiten wie der Wawel, der Marktplatz mit den Tuchhallen und die ehemalige jüdische Schtetl im Stadtteil Kazimierz besichtigt wurden.

Ein zentraler Programmpunkt war der Besuch der Emaillefabrik von Oskar Schindler, der durch sein Wirken während des Holocaust über 1.000 Menschenleben rettete. Die Ausstellung veranschaulichte das Leben in Krakau während der deutschen Besatzung eindrucksvoll.

Besuch der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau

Der Höhepunkt der Reise war zweifellos der Besuch der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Die Schülerinnen und Schüler hatten die Möglichkeit, die Überreste der Baracken, die Krematorien, die sogenannte Todeswand und die Gleise zu sehen, auf denen die Züge mit den Deportierten ankamen. Besonders bewegend war der starke Kontrast zwischen dem strahlenden Sommerwetter und der bedrückenden Atmosphäre der Gedenkstätte. Die Dimension des unvorstellbaren Leids wurde hier für alle spürbar.

Kunst als Verarbeitung: Das Werk von Marian Kołodziej

Ein weiteres Highlight der Exkursion war der unerwartete Besuch des Museums des Malers Marian Kołodziej, selbst Überlebender von Auschwitz. Der Auschwitz-Überlebende schwieg fast fünfzig Jahre lang über seine Erlebnisse in den Konzentrationslagern und sprach weder mit seiner Familie noch mit anderen darüber. Nach einem Schlaganfall im Jahr 1992, der ihn halbseitig lähmte, begann Kołodziej, seine traumatischen Erinnerungen künstlerisch zu verarbeiten. So entstand der beeindruckende Werkzyklus „Klischees der Erinnerung. Labyrinthe“, in dem er das unfassbare Leid, die Angst und die tiefen Wunden dieser Zeit in ausdrucksstarken und apokalyptischen Bildern festhielt. Seine Werke haben die Schülerinnen und Schüler tief beeindruckt und boten eine intensive Ergänzung zum Besuch der Gedenkstätte.

Eine nachhaltige Erfahrung

Die Exkursion war für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine prägende Erfahrung. Sie schärfte ihr Bewusstsein für die Bedeutung von Erinnerungskultur und die Verantwortung, die mit der Weitergabe von Geschichte einhergeht. Der Besuch von Eva Weyl wird diese Eindrücke weiter vertiefen und den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geben, aus erster Hand von den Erlebnissen einer Zeitzeugin zu lernen.

Wir freuen uns auf eine interessante und lehrreiche Begegnung.

Text und Fotos von Thorsten Rölver

Abteilung Gesundheit & Ernährung