Im Europäischen Parlament werden von den Vertretungen der 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union zurzeit 24 unterschiedliche Sprachen gesprochen. Auch wenn Englisch als Verkehrssprache funktioniert, müssen alle Reden im Parlament simultan übersetzt werden – eine logistische und organisatorische Herausforderung. Die Dolmetscherinnen und Dolmetscher beherrschen oft mehrere Sprachen fließend, wie Axel Heyer der Gruppe des Berufskollegs Kleve bei der Führung durch den Plenarsaal eindrucksvoll bewies. Insgesamt fünf Sprachen beherrscht er fließend. Die 41 Schülerinnen und Schüler der Höheren Berufsfachschulen und der Beruflichen Gymnasien waren beeindruckt.
Unter dem Motto „Die EU unter Druck – zwischen Klimawandel, Flucht und Migration“ haben die Lernenden begleitet von sieben Lehrkräften zwei Tage lang das politische Brüssel kennengelernt. Neben dem Besuch des Plenarsaals hat die Gruppe einen EU-Abgeordneten aus NRW, Jens Geier, in seinem Büro getroffen und den Rat der EU kennengelernt. Geier, der auch den Kreis Kleve vertritt, sprach über die Schwierigkeit, demokratische Mehrheiten zu finden, ohne mit nationalistischen Parteien arbeiten zu müssen, sowie über den Umwelt- und Klimaschutz in Europa. Hierbei macht Geier deutlich, dass es in Sachen Klimaschutz nicht an hochinteressanten Forschungsschwerpunkten oder innovativen Ideen scheitere, sondern an der finanziellen Umsetzbarkeit. „Schätzen Sie unsere Erde; denn wir haben nur diese und ihr geht es sehr schlecht. Wir müssen alles tun, damit sie uns erhalten bleibt“, appellierte er die Jugendlichen. Die Lernenden, die an der Reise teilgenommen haben, konnten sich freiwillig für die Reise melden und zeigten in ihren kritischen Nachfragen ein politisches Interesse. „Es war eine Reise, auf die sich alle bereits im Vorfeld gefreut haben. Wir durften die EU, die man sonst nur aus den Nachrichten oder den Politikbüchern kennt, aus der Nähe kennenlernen. Ein besonderes Highlight war die Diskussion mit Herrn Geier, der uns nicht nur von seinem Alltag als EU-Politiker erzählt hat, sondern auch ganz offen und humorvoll mit uns über die Probleme Europas und der EU diskutiert hat. Alles in einem hat die Reise sehr geholfen, sich in die Europapolitik hineinzuversetzen und deutlich gemacht, wie wichtig die EU für uns in Zukunft sein wird“, resümiert Schüler Timo Lohkamp. Auch die Besuche der Landesvertretung NRW sowie des Rates der EU förderten interessante Fakten und intensive Gespräch. Hier ging es vor allem darum, wie Gesetze entstehen, wie man Mehrheiten finden kann und wie die Interessen der Menschen aus NRW einfließen.
Trotz des vollen Programms konnte am Abend Brüssel entdeckt werden: „Wir gingen einer Empfehlung über den Place de Luxembourg nach und trafen dort auf viele internationale junge Menschen. Es reihten sich Bar an Bar und nach und nach füllte sich der ganze Platz. Wir haben Menschen aus ganz Europa kennengelernt und eine schöne Zeit gehabt“, berichtet Schülerin Friederike Prinz. Dabei gab es belgische Schokolade und knusprige Pommes.
Schulleiter Peter Wolters, der ebenfalls dabei war, zog ein positives Fazit der Reise: „Uns ist wichtig, den europäischen Gedanken bei unseren Lernenden zu fördern. Seit einigen Jahren bauen wir daher diesen Bereich immer weiter aus. Neben grenzüberschreitenden Wettbewerben, einem schulweiten Europatag besteht nun eben auch die Möglichkeit eines gut organisierten und begleiteten Praktikums in einem europäischen Land – eine tolle Chance für junge Leute.“ Ein großer Dank geht an Rainer Steffens, Leiter der nordrhein-westfälischen Landesvertretung, der die Einladung aussprach und den Kontakt zum Verein „Europäischen Akademie Nordrhein-Westfalen“ herstellte, mit dem die Schule das Programm vorbereitet hat. Steffens war zuletzt im Frühjahr beim schulweiten Europatag vor Ort und hat unter anderem für die Teilnahme an der Europawahl geworben.
Text von Natascha Verbücheln, Fotos von Christoph Zabel und Dagmar Lörper