Ab wann lohnt es sich, ein Produkt anzubieten? Hadia ruft die nächste Folie ihrer Präsentation auf und zeigt auf einen Punkt im Koordinatensystem. „Hier sehen wir den Break-Even-Point“, erklärt sie einer Gruppe, die auf ihrem Rundgang durch verschiedene Fachräume jetzt bei der Mathematik angelangt ist. „Das ist der Punkt, an dem Erlöse und Gesamtkosten eines Produktes gleich hoch sind und somit weder Verlust noch Gewinn erwirtschaftet wird.“ Wie man diesen berechnet, hat die Schülerin in den ersten Wochen in der Höheren Handelsschule gelernt und freut sich, dass sie ihr Wissen hier gleich vermitteln kann. Damit das Gelernte noch besser ankommt, gibt es für die Besucher*innen zum Abschied ein Stück Kuchen auf die Hand – verziert mit bunten Zuckerguss-Zahlen und dem E für Erlösfunktion. Nicht nur mit Kuchen und Informationen, auch mit kreativen Unterrichtsprojekten hat sich die Abteilung Wirtschaft und Verwaltung vorgestellt. So haben die Schüler*innen des Beruflichen Gymnasiums für Wirtschaft und Verwaltung eine digitale Schnitzeljagd in einem Klassenraum aufgebaut. Besucherin Finja hält die Kamera des Tablets vor einen QR-Code. Die Frage „Was ist der Unterschied zwischen BWL und VWL?“ erscheint auf ihrem Display. Gar nicht leicht zu beantworten, denn für die Schülerin der 10. Klasse sind beide Fächer neu. Sie klickt sich interessiert durch die Aufgaben des digitalen Parcours. Wie ihnen der Business-Look steht, kann sie auch schon ausprobieren. Dazu muss sie nur ihre Köpfe durch eine Fotowand stecken - und hat so auch die Chance auf einen Gewinn von Kinokarten. Marketing wird hier also nicht nur gelehrt, sondern gleich praktisch umgesetzt.
Der Infotag des Berufskollegs Kleve lebt genau davon: Einblicke in den Unterricht und persönlichen Gesprächen. „Der Infotag ist für uns immer wieder eine gute Chance jungen Menschen zu zeigen, wie vielfältig ihre Möglichkeiten sind, ganz gleich, mit welchen Startbedingungen sie zu uns kommen“, sagt Karsten Verheyen, Stabstellenleiter Beratung & Schulkultur, „Am Stand, an dem das Beratungsteam am Infotag unsere Gäste begrüßt, um eine erste Orientierung zu bieten, blickt man häufig zu Beginn in Gesichter, in denen ein großes Fragezeichen steht. Es ist immer wieder schön zu sehen, wenn man diese jungen Menschen nach einer halben oder auch eineinhalb Stunden wieder sieht, mit einem oder zwei Flyern in der Hand, einem Lächeln im Gesicht und offenbar einem Plan für ihren weiteren Weg im Gepäck.“
Ein Lächeln im Gesicht hat auch die 15-Jährige Emily, als sie mit Hilfe der angehenden Abiturientinnen im Fachraum der Gesundheitswissenschaften ein Präparat der Schweineleber erstellen darf und sich die Gewebezellen danach unter dem Mikroskop ansieht. „Das sieht cool aus. Es ist spannend, mal ein Organ in echt zu sehen und anzufassen.“ Noch weiß, Emily noch nicht genau, was sie beruflich machen möchte, aber Biologie und Medizin interessieren sie sehr. Da ist das Berufliche Gymnasium für Gesundheit genau richtig. Selbst wenn sie erkennt, dass sie nicht Medizin studieren möchte, kann sie mit der Allgemeinen Hochschulreife an jeder Universität studieren oder auch eine duale Ausbildung beginnen. Auch das zweite Berufliche Gymnasium der Abteilung Gesundheit & Ernährung stellte für einige Jugendliche eine echte Alternative auf dem Weg zum Abitur dar. „Mein Sohn macht super gerne Sport und ist auch im Verein aktiv. Das Berufliche Gymnasium Freizeitsportleiter/in passt genau, finde ich. Daher schauen wir uns das heute alles an, damit er sich entscheiden kann. Die neue Sporthalle und die modernen Räume haben ihn auf jeden Fall schon begeistert“, schildert eine Mutter. Auch die Höhere Berufsfachschule und die Berufsfachschulen der Abteilung boten Einblicke in den Unterricht, zum Beispiel mit Demonstrationen am Pflegebett, und Informationsvorträgen. Die Kolleginnen und Kollegen aus dem Bereich Ernährung beköstigten die Besucherinnen und Besucher mit selbstgebackenen Kuchen.
Getreu dem Motto „Unsere Vielfalt, Ihre Chance“ bot auch die Abteilung Technik vielseitige Einblicke in unterschiedliche technische Fachbereiche. So erntete beispielsweise der KUKA-Industrieroboter, dessen Programmierung im Unterricht der Höheren Berufsfachschule erlernt wird, zahlreiche neugierige Blicke. Der Rundgang der Abteilung führte die Besucherinnen und Besucher überdies zu Versuchsanordnungen an modernen elektrischen Messtechnikaufbauten, zur Veranschaulichung pneumatischer Steuerungen und Systeme sowie zur computergesteuerten Metallbearbeitung mittels CNC-Fräse. Zur weiteren unterrichtspraktischen Veranschaulichung wurden nicht nur Einblicke in die moderne Vermessungstechnik, sondern ebenso in die CAD-Technik, die Visualisierungen von Bauteilen im 360°- Format ermöglicht, gewährt. Ferner konnten sich die Besucher*innen ein Bild von Modellen und beeindruckenden Maschinen der Holz- und Metalltechnik machen und sich von den Schülerinnen bzw. Schülern demonstrieren lassen, wie Gravur- und Schneidetechniken mithilfe eines Lasers vorgenommen werden können. In allen Bereichen standen nicht nur fachkompetente Lehrkräfte mit Rat und Tat zur Seite, sondern ebenso Schüler*innen des Berufskollegs, die ihre Arbeit und ihr Können an den Maschinen und Gerätschaften eindrucksvoll unter Beweis stellten. „Nicht nur die technische Ausstattung, sondern ebenso die begeisternden Simulationen und Vorträge der Schüler*innen sind toll. Da merkt man, dass sie wirklich Freude an dem haben, was sie machen“, lobte eine Mutter, die mit ihrer Tochter den Infotag besucht hat.
In der Abteilung Sozialwesen stellten sich die Bildungsgänge der Fachoberschule für Gesundheit und Soziales, der Fachschule für Sozialpädagogik und der Berufsfachschule für Kinderpflege vor. Zusätzlich waren aber auch Informationen zu den beiden abendschulischen Bildungsgängen der Heilpädagogik und des Sozialmanagement verfügbar. In individuellen Beratungsgesprächen wurden die Fragen der Interessent*innen gezielt beantwortet. Hier war beispielsweise die dreijährige praxisintegrierte Ausbildung (PiA) in der Fachschule für Sozialpädagogik oder die Struktur sowie die Bedeutung des Jahrespraktikums in der Fachoberschule für Gesundheit und Soziales (FOS) von Interesse. Ebenso weckte auch die berufspraktisch ausgerichtete Ausbildung der Kinderpflege, welche sowohl als eigenständiger Berufsabschluss, als auch als Vorbereitung für die fachschulische Ausbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher dient, das Interesse des Publikums. In der Fachoberschule wurden die Lehrkräfte in Informationsvorträgen zusätzlich von derzeitigen Schülerinnen und Schülern unterstützt, welche den Interessentinnen und Interessenten Informationen aus erster Hand lieferten, wofür wir uns an dieser Stelle noch einmal herzlich bedanken wollen.
Die Abteilung Basis- und Ausbildungsvorbereitungzeigte, wie man Jugendliche mit Praktika und kreativen Unterrichtsprojekten aufs Berufsleben vorbereitet und individuell fördert. Vor allem die sorgfältige Gestaltung der Plakate über die verschiedenen Praktikumsplätze und die Beton-Plastiken, die die internationalen Schülerinnen und Schüler im Kunst-Unterricht erstellt haben, beeindruckten.
Das Fazit der Schulleitung fällt daher auch positiv aus: „Rückmeldungen von Besucherinnen und Besuchern, von Kolleginnen und Kollegen aber auch von Schülerinnen und Schüler zeigen uns deutlich, dass unser Infotag sehr ansprechend und erfolgreich war. Die freundliche Empfangssituation im Foyer wurde von den Gästen mit Begrüßung, Gesprächen, Kaffee und Kuchen gerne angenommen. Auch die Mitwirkung unserer sehr gut vorbereiteten Schülerinnen und Schüler konnten wir beeindruckend beobachten“, resümiert Schulleiter Peter Wolters.
Text und Fotos von Stefanie Daams, Pia Hünnekes, Johannes Menrath und Natascha Verbücheln