„Alle 27 Sekunden erkrankt ein Mensch auf der Welt an Blutkrebs.“ Der erste Satz von Fabian Jägers, Freiwilliger der DKMS, hat Celina direkt überzeugt. „Die Zahl der Betroffenen ist so erschreckend hoch. Da will ich einfach helfen.“ Die Schülerin des Beruflichen Gymnasiums Gesundheit lauscht gespannt dem Erfahrungsbericht Jägers, der vor zwei Jahren seine Stammzellen gespendet hat, bevor sie sich selbst registriert. Der Besuch des Spenders war der Auftakt einer großen Aktionswoche am Berufskolleg Kleve. Ab dem 27. November können sich alle Interessierten in der Schule zwischen 8:15 Uhr und 13:20 Uhr registrieren lassen. Auch die Schulstandorte Goch und Haus Riswick machen mit.
Im Leistungskurs Gesundheit haben sich die Schülerinnen und Schüler im Oktober mit dem Blutsystem und den verschiedenen Arten von Blutkrebs beschäftigt. Ausgehend von Unterrichtsthema haben die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten zusammen mit Fachlehrerin Sabrina Laakmann die Idee einer schulweiten Aktionswoche entwickelt, den Kontakt mit der Organisation DKMS hergestellt, Info-Materialien für Schülerinnen und Schüler erstellt und gelernt, worauf es bei der Registrierung ankommt, um andere dabei unterstützen zu können. “Wir möchten mit unserer Aktion viele erreichen, um die Ängste vor einer Stammzellspende zu reduzieren“, sagt Laakmann.
Blutkrebs – das sind verschiedene Erkrankungen der Blutzellen, die unkontrolliert wachsen und ihre Funktion verlieren. Sind zum Beispiel die weißen Blutkörperchen betroffen wird das Immunsystem geschwächt. Eine harmlose Erkältung kann bei den Betroffenen tödlich enden. Neben einer Chemotherapie, um die veränderten Zellen abzutöten, ist häufig eine Stammzelltransplantation notwendig. Aus den Stammzellen können gesunde, neue Blutzellen entstehen. Damit das funktioniert, müssen die genetischen Informationen für bestimmte Gewebemerkmale des Blutes zwischen Spender und Empfänger in mindestens 12 Merkmalen übereinstimmen. Bei Familienmitgliedern stimmen diese Merkmale überwiegend nicht überein, sodass andere Spender gesucht werden müssen.
Wer sich als potenzieller Stammzellspender registrieren möchte, muss Fragen zum Gesundheitszustand beantworten und eine Speichelprobe abgeben, aus der eine Art genetischer Fingerabdruck erstellt wird. Die Daten werden in einer internationalen Datenbank gespeichert. Gibt es tatsächlich ein Matching, wird der potenzielle Spender gründlich untersucht, bevor es zur eigentlichen Transplantation kommt. Dabei werden die Stammzellen mittels Zentrifugalkräfte aus dem Blut gefiltert. Dazu sind nur zwei Zugänge zum Blutkreislauf in der Armbeuge – ähnlich wie bei einer Blutspende – notwendig. Eine Knochenmarksentnahme unter Vollnarkose findet nur selten statt. Nach der Spende gibt es erste Informationen zum Empfänger. Ein anonymer Briefkontakt wird ermöglicht. Ein persönlicher Kontakt ist aber erst nach zwei Jahren möglich. Jägers weiß, dass er für einem Mann in den USA seine Stammzellen gespendet hat. „Leider geht es ihm gesundheitlich immer noch so schlecht, dass eine Transplantation nicht möglich ist, was ich traurig finde. Meine Stammzellen sind aber eingefroren, sodass sie ihm weiterhin zur Verfügung stehen, wenn es ihm besser geht“, erzählt Jägers den Schülerinnen und Schüler.
Die Aktionswoche wird so ablaufen: Mit den erstellen Informationsmaterialien werden jetzt alle Klassen am Berufskolleg Kleve auf das Thema Blutkrebs aufmerksam gemacht und über die Möglichkeit der Stammzelltransplantation informiert. Von Montag, 27. November, bis Freitag, 1. Dezember, stehen dann von 8:15 bis 13:20 Uhr Schülerinnen und Schüler der Beruflichen Gymnasien im Raum 1.0.90 bereit, um allen Interessierten bei dem Registrierungsprozess zu helfen. Mitzubringen ist nur ein Smartphone. Nicht nur die Mitschüler*innen, auch Eltern, Freunde oder an dem Thema Interessierte dürfen während der Aktionswoche vorbeikommen und sich registrieren lassen. „Wir erreichen mit der Aktion rund 4500 Schülerinnen und Schüler sowie über 200 Lehrkräfte; damit können wir einen großen Beitrag leisten, das Thema im Kreis Kleve bekannt zu machen, und vielleicht sogar Leben retten. Gerne laden wir alle Externen zur Registrierung hier ans Berufskolleg Kleve ein“, freut sich Schulleiter Peter Wolters.
Als potenzielle Spender*innen kommen alle Menschen zwischen 17 und 55 Jahren in Frage, die in guter körperlicher Verfassung sind und keine schwerwiegende Erkrankung haben. Genauere Informationen finden sich im Internet unter www.dkms.de.
Text von Natascha Verbücheln, Fotos von Dominika Zablocki
Abteilung Gesundheit & Ernährung