Wie man mit Misserfolg umgeht, muss Jakob fragen: „Es war ganz schön spaßig heute, aber es hat nicht alles geklappt. Aus meiner Nudelsuppe ist jetzt ein Auflauf geworden“, erzählt der Zehnjährige. Ohne Frust, sondern mit Stolz zeigt er sein Ergebnis. Die große Form ist bunt dekoriert: „Die grünen Paprika stellen einen Wald dar, die roten Paprikawürfel sind Häuser, die Möhre ist ein Wolkenkratzer und der Käse sind die Straßen.“ Nachhaltig, kreativ und lecker – das war das Motto des Tages einer Schülergruppe des Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, die jetzt am Berufskolleg Kleve eine der professionellen Küchen genutzt haben.
Die Aktion ist Teil einer dreitägigen Projektwoche am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Alle Projekte haben sich mit Aspekten der Global Goals, also Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (UN), beschäftigt. „Jede Kollegin bzw. jeder Kollege hat sich ein anderes Ziel herausgesucht und dazu ein Projekt angeboten. Es ist ein Pop-Up-Store entstanden oder ein Nistkasten gebaut worden. Ich habe mich für den Bereich Gesundheit entschieden. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung, die zudem noch nachhaltig, saisonal und lokal bzw. regional ist, stellt einen wichtigen Bestandteil unseres Lebens da“, erklärt Bonarewitz.
Mit 24 Kindern aller Jahrgangsstufen hat sie erarbeitet, was saisonales Gemüse ist, was am Niederrhein wächst und was Nachhaltigkeit beim Essen bedeutet. Danach ging es in die Praxis: Erst wurden Rezepte im Internet recherchiert, gemeinsam eingekauft und gekocht. „Wir haben neue Gerichte kennengelernt. Dieses Brot hier, Bruschetta, oder die Bowl kannte ich vorher nicht. Das will ich unbedingt auch probieren. Für die Umwelt und das Klima ist es wichtig, dass wir nachhaltig essen“, erklärt Jakob.
Da es am Stein-Gymnasium keine Küche gibt, hat Lehrerin Alina Bonarewitz am Berufskolleg Kleve angefragt, wo ihr sofort zugesagt wurde. „Wenn es sich organisieren lässt, helfen wir gerne aus. Wir haben eine tolle Ausstattung, die an allgemeinbildenden Schulen nicht zu finden ist. Zudem ist es wichtig, dass unsere Kinder sich schon mit Nachhaltigkeit und Gesundheit auseinandersetzen. Das ist auch bei uns ein Anliegen, sodass ich mich freue, dass die Kollegen des Fachbereichs Gastronomie so unkompliziert und kollegial geholfen haben“, sagt Peter Wolters, Schulleiter des Berufskollegs Kleve. Eine der drei professionellen Küchen, alle Küchenutensilien und die angrenzenden Räume sind für die Aktion zur Verfügung gestellt wurden. Jörg Lourens, Bildungsgangleiter der Berufsschule Koch/Köchin, stand den ganzen Tag bei Fragen zur Verfügung und gab den Oberstufenschülern eine Einweisung, wie der Ofen und die Spülmaschine bedient werden.
Beim Kochen gab es verschiedene Gruppen, die jeweils für andere Gerichte verantwortlich waren. Vier Oberstufenschülerinnen und -schüler haben Lehrerin Bonarewitz geholfen und den Kindern geholfen. „Es war toll, wie gut die jahrgangsübergreifenden Gruppen zusammengearbeitet haben. So haben sich die Schülerinnen und Schüler auch über ihren eigenen Jahrgang hinweg kennengelernt und sich gegenseitig unterstützt“, sagt Bonarewitz. An einem Vormittag sind so diverse Salate, gefüllte Ravioli, eine Kürbissuppe, Gemüsespieße und -bällchen, Apfel- und Pflaumenkuchen entstanden. Zusammen mit Schulleiter Timo Bleisteiner haben die Schülerinnen und Schüler gemeinsam ihre Gerichte gekostet und an einer langen Tafel gegessen. Nach der Arbeit war der Hunger bei allen groß und die kleinen Teller wurden randvoll gefüllt. Auch wenn das Tomaten-Brot Jakob wirklich gut schmeckt, sind seine Favoriten am Ende des Tages doch die Mini-Pizza und der Schokoladenpudding. Im Sinne der Nachhaltigkeit hat er sich davon auch noch einen Nachschlag genommen, „damit wir nichts wegschmeißen müssen.“
Text und Fotos von Natascha Verbücheln