Die Ehrung der „MINT-freundlichen Schulen“ in Nordrhein-Westfalen steht unter der Schirmherrschaft der Kultusministerkonferenz und ist jetzt in Düsseldorf in einer Feierstunde erfolgt. Die MINT-freundlichen Schulen müssen nachweisen, dass sie mindestens 10 von 14 Kriterien im MINT-Bereich erfüllen. Dazu zählen neben obligatorischen Bedingungen Kriterien wie Förderung der Berufsorientierung, Wettbewerbsteilnahme, Kooperationen mit außerschulischen Partnern, oder MINT-bezogene Fortbildungen. Das Berufskolleg Kleve hat in der Bewerbung den Fokus vor allem auf dem authentischen, modernen MINT-Unterricht gelegt. Aber auch das schuleigene Schülerforschungszentrum trägt zur Auszeichnung bei, denn hier können Jugendliche aus dem gesamten Kreis Kleve ihre MINT-Freude in Workshops entdecken oder an eigenen Forschungsfragen arbeiten. „Wir haben am Berufskolleg die Möglichkeit geschaffen, dass Jugendliche sich mit MINT auf den unterschiedlichsten Wegen auseinandersetzen“, erklärt MINT-Koordinator Erwin Dribusch.
Eine wichtige Voraussetzung von MINT-Förderung ist die Ausstattung, die am Berufskolleg Kleve beispiellos ist. Im Zuge der umfangreichen Sanierung der gesamten Schule ist ein eigenes MINT-Gebäude errichtet worden: Auf drei Etagen finden sich hier weit über 40 MINT-Fachräume – angefangen von Computerräumen, über technische Fachräume mit verschiedenen Schwerpunkten bis zu diversen Bio-, Chemie-, und Physik-Laborräumen. Hier finden sich unter anderem KUKA-Industrieroboter, eine CNC-Fräse, Röntgengeräte, ein Sicherheitslabor zur Untersuchung mikrobieller Organismen, Gaschromatographen und 3D-Drucker. „Der Kreis Kleve hat uns hier hervorragende Bedingungen geschaffen, um modern, handlungsorientiert und vor allem praxisnah unterrichten zu können. Die Fachkolleginnen und -kollegen füllen die Räume mit Leben, indem sie die Ausstattung nutzen und in allen Bildungsgängen praktisch arbeiten- egal ob in der Berufsausbildung der Elektriker, der Berufsfachschule der Kinderpflege oder dem Beruflichen Gymnasium“, sagt Schulleiter Peter Wolters.
Die Besonderheit der großen Räume: Viele Fachräume bestehen aus einem großen Bereich, in dem die Schülerinnen und Schüler eigenständig praktisch arbeiten können, und einem Bereich mit digitaler Tafel, in dem die Lerngruppe den Versuch vorbereiten, auswerten oder sich theoretische Grundlagen aneignen kann. Beide Bereiche gehen ineinander über oder sind nur durch eine Glaswand getrennt. „Das ermöglicht modernen Fachunterricht. Schülergruppen können in ihrem Tempo eigenständig experimentieren, aber auch die Sitzgelegenheiten zur Auswertung Ihrer Daten nutzen oder um ein Problem zu recherchieren. Als Lehrkraft habe ich alle im Blick und kann unterstützen, wo es notwendig ist.“ Zudem sind die meisten Fachräume so eingerichtet, dass alle Utensilien für praktische Module jeweils zusammen gelagert werden. Dieses modulare System erhöht die Selbstständigkeit der Schülerinnen und Schüler und entlastet die Lehrkraft. „Niemand muss mehr durch die Räume laufen und Geräte oder fehlende Gerätschaften zusammensuchen“, so Dribusch.
In den didaktischen Jahresplanungen, also den schulinternen Lehrplänen, werden die praktischen Einheiten systematisch eingebaut. So werden im Beruflichen Gymnasium Gesundheit und Freizeitsportleiter/in im Leistungskursfach Biologie pro Quartal obligatorische Experimente durchgeführt wie zum Beispiele Experimente zur Beeinflussung menschlicher Verdauungsenzymen oder die Analyse eines genetischen Fingerabdrucks. Die angehenden Erzieherinnen und Erzieher legen einen Schulacker an oder führen MINT-Workshops mit Grundschulen durch. In der Berufsfachschule I und II der Abteilung Technik werden Nistkästen gebaut, Metall gefräst oder Wände mit speziellen Streichtechniken verziert. „Mein Ziel ist es, dass die Förderung des wissenschaftlichen Denkens am Berufskolleg eine feste Heimat in allen Abteilungen findet“, sagt Dribusch, der bereits an der Bewerbung für das MINT-Excellenze-Netzwerk arbeitet.
Text und Fotos von Natascha Verbücheln