39 junge Handwerker*innen wurden jetzt von der Tischler-Innung offiziell in den Gesellenstand erhoben und von den Pflichten des Ausbildungsvertrages losgesprochen. Altobermeister Heinz-Josef van Aaken aus Kevelaer begrüßte die Nachwuchshandwerker*innen, deren Eltern, Freunde, die Ausbildungsbetriebe sowie die Ehrengäste herzlich zur diesjährigen Lossprechungsfeier in Geldern. Er freute sich über die gezeigten Leistungen in der diesjährigen Gesellenprüfung und gratulierte dem Handwerkernachwuchs herzlich zur bestandenen Prüfung. Die Festansprache hielt an diesem Abend Andreas Boland, Schulleiter des Berufskollegs Geldern. Anhand einer Treppenleiter, welche er für seine Ansprache mitgebracht hatte, veranschaulichte der Schulleiter sinnbildlich die „Lebensleiter“ der Nachwuchshandwerker*innen. „Sie haben mit dem erfolgreichen Abschluss Ihrer Berufsausbildung den zweiten Schritt auf Ihrer Lebensleiter gemacht. Bleiben Sie auf Ihrer Leiter nicht stehen; versuchen Sie immer in kleinen Schritten weiterzugehen. Sie werden bald merken, mit jedem Schritt auf Ihrer Lebensleiter wächst der Stolz auf das Erreichte. Holz ist ein toller Werkstoff, Sie als Tischler*in arbeiten in einem zukunftsorientierten Beruf. Aber denken Sie immer daran, auf der Leiter wird man nicht hochgeschoben; Sie müssen jeden Schritt selbst machen. Dabei wünsche ich Ihnen persönlich viel Erfolg, Mut und Glück.“ Nach der offiziellen Lossprechung Vorstandsmitglied Martin van Aaken überreichten die Lehrlingswarte der Innung die Gesellenbriefe und Prüfungszeugnisse an die glücklichen Tischlergesellinnen und -gesellen. Aufgrund guter Leistungen wurde an diesem Nachmittag der Klever Nico Welke, welcher im Tischlerbetrieb K3 Raumkonzept GmbH aus Bedburg-Hau ausgebildet worden ist, als Innungsbester geehrt und ausgezeichnet. Welke hat für sich bereits Zukunftspläne gemacht, in dem er sich zur Meisterschule in Düsseldorf angemeldet hat. Die Innungsbesten wurden mit Präsenten der Tischler-Innung sowie der IKK classic für ihre Leistungen belohnt.
Eine Besonderheit in der Gesellenprüfung zum Tischler bzw. zur Tischlerin ist die Gestaltung des Gesellenstücks. Dabei entwerfen die angehenden Handwerker*innen ein Möbelstück, welches sie eigenständig entwerfen, planen und in etwa 100 Arbeitsstunden im Ausbildungsbetrieb sowie in der Innungswerkstatt anfertigen. Parallel zur Gesellenprüfung wird die Formgebung und das Design der Gesellenstücke in einem Wettbewerb beurteilt: Eine sechsköpfige Jury mit Personen aus dem öffentlichen Leben bewertet bei dem Wettbewerb „Die gute Form“ - unabhängig vom fachtechnischen Prüfungsausschuss - die Möbelstücke nach den Kriterien Idee, Form, Funktion und Konstruktion. Diesen Innungswettbewerb hat Linus Paeßens aus Kleve gewonnen, der bei Tischlermeister Stefan Komescher aus Kleve ausgebildet wurde. Das besondere Möbelstück, welches Paeßens im Rahmen seiner Gesellenprüfung hergestellt hat, ist ein Barschrank aus Nussbaum und Leder. Der Barschrank ist so konzipiert, dass er frei im Raum stehen kann und keine definierte Rückseite hat, wodurch es auch bei der Positionierung in unterschiedlichen räumlichen Ausgangslagen zahlreiche Stellmöglichkeiten bietet. Eine Besonderheit des Stückes ist das herausfahrbare Regal, das bündig in der Oberfläche eingelassen ist. Durch die indirekte Beleuchtung der Regale, des Sockels und der Griffleiste bekommt das Stück einen modernen Touch und setzt Getränke und Zubehör effektvoll in Szene. Die Jury war fasziniert von diesem raffinierten Möbelstück mit der außergewöhnlichen Formgebung und der vorhandenen Technik. Der zweite Preis ging an den Gocher Jan Kistner-Bahr. Seine Ausbildungszeit verbrachte Kistner-Bahr bei der Firma K3 Raumkonzept GmbH in Bedburg-Hau. Der Nachwuchstischler konnte mit seinem Barschrank aus Eiche, welcher in zwei Korpen aufgeteilt war, die Jury begeistern. Die kreative Gestaltung des Möbels sowie das moderne Design und das ausgewählte Holz wusste der Jury zu gefallen. Über den dritten Preis konnte sich Paul Tizian Spies aus Weeze freuen, welcher bei der Firma Winkels Interior Design Exhibition GmbH in Kleve seine Ausbildung absolvierte. Spies hatte beim Entwerfen des Möbels den Anspruch an sich selbst, ein Gesellenstück herzustellen, das nicht den Standardbauformen eines Möbelstücks entspricht. Die Jury war sich einig, dass das dem Nachwuchstischler auf jeden Fall gelungen sei, und vergab für dieses Möbelstück reichlich Punkte. Denn das hängende Sideboard mit Formverleimung aus Eiche fiel durch seine besondere Form und sich der daraus präsentierenden Schlichtheit auf. Die Kombination der Farbe grau mit dem Eichenholz war für Jurymitglieder ebenfalls sehr ansprechend. Eine Belobigung für die Kommodenbank in Nussbaum erhielt die Tischlerin Lena Schmenk aus Rees. Ausgebildet wurde Lena im Tischlerbetrieb Vergoossen GmbH in Rees. Dieses interessante Möbelstück fand bei der Jury große Aufmerksamkeit, da die Kommode, ohne großen Aufwand, zu einer Bank mit Sitzgelegenheit für drei Personen umfunktioniert werden kann. Da die Kommode mit Rollen versehen ist, kann sie problemlos und flexibel durch den Raum geschoben werden. Durch die moderne Form, das antike Nussbaumfurnier und die verschiedenen Funktionen ist das Möbelstück für diverse Wohnsituationen geeignet und wird in zukünftigen Epochen zeitlos bleiben. Die Jury lobte diese einfallsreiche Idee sowie für die Funktionalität.
Wir gratulieren herzlich zur bestandenen Prüfung, zu den kreativen Möbelstücken, die bei der Gesellenprüfung entworfen wurden, und wünschen viel Glück und Erfolg im Tischler-Handwerk!
Text und Fotos zur Verfügung gestellt von Kreishandwerkerschaft Kleve