Den höchsten Schulabschluss haben jetzt 59 Schülerinnen und Schüler der Beruflichen Gymnasien Freizeitsportleiter/-in, Gesundheit sowie Wirtschaft und Verwaltung erlangt. Die Abiturzeugnisse wurden durch die Koordinatorin der Beruflichen Gymnasien und den Jahrgangsstufenleitungen in feierlichen Rahmen im Pädagogischen Zentrum der Schule überreicht. Im Anschluss folgte ein gemeinsamer Abiball, bei dem die Abiturientinnen und Abiturienten, Eltern und Lehrkräfte auf die vollbrachte Leistung anstießen. Schulseelsorger Markus van Berlo, Religionslehrerin Gabi Schwärzel und einige Schülerinnen spendeten zudem in einer Dankfeier Segen und Wünsche für die Zukunft. “Es war ein gebührender Abschied unserer AbiturientInnen. Wir wünschen ihnen alles Gute und sind uns sicher, dass sie mit ihren beruflichen Kenntnissen und Fähigkeiten und der Allgemeinen Hochschulreife einen guten Start in Studium, Ausbildung, sozialem Jahr oder Auslandsaufenthalt erhalten”, sagt Lörper.
Lilli Kostyra und Paul Wiens haben ihr Abitur mit einer Durchschnittsnote von 1,0 bestanden. Wiens hat neben dem Abitur auch sein Latinum erlangt – die Sprache hat er sich dafür selbst angeeignet, nur die Abschlussprüfungen erfolgten durch das Berufskolleg. Zusammen mit seinem Wissen aus den Leistungskursen Biologie und Gesundheitswissenschaften ist er bestens auf das angestrebte Medizin-Studium vorbereitet. Schülerin Joke Tepest wurde mit ihrer Abschlussnote von 1,1 ebenfalls geehrt. Die Freizeitsportleiterin strebt ein Jura-Studium an.
Besonders stolz alle auch über den Abschluss der Schülerin Rayan Aleraki, die ihr Abitur in einer für sie fremden Sprache erwarb. 2015 kam die heute 21-Jährige mit ihrer Familie nach Emmerich. Zunächst floh ihr Vater mit den älteren Schwestern; mit einer weiteren Schwester und ihrer Mutter kam sie kurz darauf nach. „In Syrien herrschte Krieg. Wir konnten nicht mehr zur Schule gehen; die Wirtschaft war kaputt; wir hatten Angst“, berichtet Aleraki über ihre Situation in der Heimat. In Deutschland sei alles zunächst fremd gewesen; Aleraki lenkte sich damit ab, die deutsche Sprache zu lernen und Kontakt mit ihren Freunden in Syrien zu pflegen. Zusammen mit ihrer Schwester besuchte sie zunächst das Gymnasium Emmerich, wechselte danach ans Berufskolleg Kleve, wo sie in der Berufsfachschule Gesundheit weiterführende Schulabschlüsse und schließlich die Qualifikation für die gymnasiale Oberstufe erwarb. „Der Wechsel ins Berufliche Gymnasium Gesundheit war ein Wendepunkt. Hier hatte ich anfangs große Schwierigkeiten, weil ich mit den langen Klausuren Probleme hatte.“ Doch auch dies bewältigte Aleraki, erhöhte ihr Lernpensum und trainierte neben den fachlichen Lerninhalten in den Leistungskursen Gesundheit und Biologie vor allem ihre Schreibkompetenzen, um die materialgestützten Anwendungsaufgaben in den Klausuren bewältigen zu können. „Rayan war immer schon sehr diszipliniert und eine gute Schülerin gewesen. Sie hat das alles allein geschafft und die letzten Jahre viel gelernt. Wir sind sehr zufrieden und stolz, dass sie jetzt ihr Abitur hat“, betont die ältere Schwester Nadia.
Was ihr Antrieb dabei gewesen sei: „Ich habe versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Meine Freunde in der Heimat, die ihren Bachelor-Abschluss machen, haben mich motiviert, aber auch meine Mutter, die ihr C1-Sprachzertifikat erlangt hat, war ein Vorbild für mich“, sagt die bescheidene Aleraki. Dagmar Lörper, Leiterin der Beruflichen Gymnasien am Berufskolleg Kleve, ist beeindruckt von der Schülerin: „Rayan ist eine bemerkenswerte Schülerin. Wir haben sie unterstützt und gefördert, aber am Ende hat sie sich allein dadurch gekämpft. Als besonders herausragend habe ich ihr Engagement für das Projekt „Schule ohne Rassismus“ wahrgenommen. Rayan ist durch ihr kontinuierliches Engagement im Unterricht und in außerunterrichtlichen Projekten ein besonderes Vorbild für andere MitschülerInnen.“
Text und Fotos von Natascha Verbücheln
Abteilungen Gesundheit & Ernährung sowie Wirtschaft & Verwaltung