Die EU und ich

Am Europatag hat der Leiter der NRW-Vertretung bei der EU, Rainer Steffens, das Berufskolleg Kleve besucht und 25 Schülerinnen und Schülern die EU nähergebracht. Es ging um Fördergelder, Aufnahmekriterien und Praktika.

Rainer Steffens, Leiter der NRW-Landesvertretung der EU, besuchte am Europatag das Berufskolleg Kleve und tauschte sich mit Schülerinnen und Schüler der Höheren Berufsfachschule Bautechnik und des Beruflichen Gymnasiums Wirtschaft & Verwaltung aus.

Rainer Steffens, Leiter der NRW-Landesvertretung der EU, besuchte am Europatag das Berufskolleg Kleve und tauschte sich mit Schülerinnen und Schüler der Höheren Berufsfachschule Bautechnik und des Beruflichen Gymnasiums Wirtschaft & Verwaltung aus.

Der Besuch von Rainer Steffens fand im Rahmen der NRW-Initiative „Back to School“ rund um den Europatag am 9. Mai statt, bei der Bedienstete der Europäischen Institutionen Schulen in der Heimat besuchen, um die Funktions- und Arbeitsweise der EU zu veranschaulichen und mit Jugendlichen ins Gespräch über Europa zu kommen. Politik-Fachschaftsvorsitzender Christoph Zabel meldete das Berufskolleg dazu an und organisierte den Besuch von Steffens – genau am Europatag. In einer Doppelstunde nahm sich der EU-Experte Zeit und klärte gemeinsam mit den Lernenden der Unterstufen der Höheren Berufsfachschule Bautechnik und des Beruflichen Gymnasiums Wirtschaft & Verwaltung, wo genau die Grenzen von Europa liegen, welche Kriterien für die Aufnahme in die EU gelten, welche Bereiche von der EU reguliert werden, wo EU-Fördergelder herkommen und wofür sie eingesetzt werden. Dabei nutzte er Google, ChatGPT und Quizfragen, um die Jugendlichen einzubinden und Interesse zu wecken.
„Die EU ist häufig „weit weg“ und vieles, was für uns heute gilt und was für uns alles möglich ist, verbinden wir nicht immer mit der EU, nehmen sogar vieles als selbstverständlich war, wie z.B. das freie Reisen innerhalb des Schengen Raumes“, sagt Zabel. Im Politik-Unterricht haben die Schülerinnen und Schüler die wichtigsten Gremien der EU kennengelernt. Die Beschlüsse, die auf dieser Ebene getroffen werden, hat Steffens dann an Beispielen konkretisiert: das 14-tägige Rückgaberecht, die Notfallnummer 112, Bio- oder Energielabel, das Einweg-Plastikverbot, der Datenschutz oder die Grenzwerte für Luft- und Wasserschadstoffe. Vor allem die EU-Fördergelder kämen direkt bei den Bürgern an, was Steffens am Beispiel der Schul-Tablets deutlich machte, die über ein EU-Programm finanziert wurden. Im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern ging es im Anschluss um die Frage, woher die EU überhaupt Geld hat, dass ausgeschüttet werden kann. Auch hier wussten die angehenden (Fach-) Abiturientinnen und -Abiturienten bereits Bescheid: Jedes EU-Land zahlt einen gewissen Prozentsatz seiner Steuereinnahmen an die EU. „Solidarität ist ein Pfeiler der EU. Wir tun uns zusammen, damit sich die Lebensverhältnisse über Jahre hinweg angleichen. Dafür ist eine Transferleistung der wirtschaftlich stärkeren Länder notwendig“, erklärte Steffens. Deutschland zahle zum Beispiel viel mehr Geld in die EU-Kassen ein, als es über Förderprogramme zurückbekomme. Dass Deutschland dennoch indirekt davon profitiert, hat Steffens mit den Schülerinnen und Schülern im Gespräch erarbeitet: Die offenen Grenzen vereinfachen den Handel unter den europäischen Ländern. Wenn wirtschaftlich schwächere Länder finanziell gefördert werden, kann dort zudem die Arbeitslosigkeit sinken und die Kaufkraft der Menschen sich erhöhen, wovon der deutsche Export wiederum profitiert.
Am Ende konnten die Schülerinnen und Schüler noch eigene Fragen stellen: Dabei ging es um den Werdegang, teure Fahrräder und den typischen Arbeitsalltag von Steffens in Brüssel. Bei einer Frage wurde es knifflig für den Experten: Fühlen Sie sich eher als Bürger der EU oder von Deutschland? Steffens begann erst eine Fußball-Diskussion, bevor er antwortete: „Ich fühle mich in erster Linie als Europäer, auch weil ich schon seit 17 Jahren in Brüssel lebe, aber von meiner Art her bin ich durch und durch Deutsch.“
Der Austausch mit Steffens machte eines deutlich: Europa zu entdecken – gerade als junger Mensch – ist einfacher und attraktiver denn je: gleiche Währung, keine Roaming-Gebühren oder langwierige Grenzkontrollen, EU-Krankenversicherungsschutz, Interrailtickets oder das Erasmus-Programm, mit dem junge Erwachsene während der Schulzeit oder der Berufsausbildung dabei finanziell und organisatorisch unterstützt werden, ein Praktikum im europäischen Ausland zu absolvieren. Auch das Berufskolleg Kleve ist Teil des Erasmus plus-Netzwerks. Einige der Lernenden des Beruflichen Gymnasiums Wirtschaft & Verwaltung, die an dem Treffen mit Steffens teilnahmen, werden im Frühsommer über dieses Programm ein Praktikum in Irland absolvieren.  Alle Interessierte hat Steffens zudem eingeladen, die NRW-Landesvertretung in Brüssel zu besuchen. Auch für ein Schulpraktikum kann man sich jederzeit in seinem Büro melden. Wir bedanken uns für die Zeit, das interessante Gespräch und freuen uns darauf, Steffens bald mit einigen Klassen in seinem Büro in Brüssel besuchen zu dürfen!

Text und Fotos von Natascha Verbücheln