Berufe hautnah erleben

Über 800 Schülerinnen und Schüler und Vertreter*innen von 115 Betrieben sind jetzt beim Meet Work Match! zusammengetroffen. Das Berufskolleg Kleve hat ein handlungsorientiertes Format einer Ausbildungsbörse entwickelt, bei dem Jugendliche typische Aufgaben eines Berufes bewältigen müssen. Hilfe gibt es von Auszubildenden und Ausbildende, die im Anschluss an den praktischen Teil freie Praktika und Ausbildungsplätze anbieten.

Im Mittelpunkt steht eine handlungsorientierte Aufgabe, bei der eine typische Tätigkeit eines Berufes erlebt werden kann, wie zum Beispiel ein Ölwechsel als Fachkraft Agrarservice.

Im Mittelpunkt steht eine handlungsorientierte Aufgabe, bei der eine typische Tätigkeit eines Berufes erlebt werden kann, wie zum Beispiel ein Ölwechsel als Fachkraft Agrarservice.

Was macht ein Automobilkaufmann bzw. eine Automobilkauffrau? Autos verkaufen, denken die meisten sofort. Dass das nicht alles ist, haben die Jugendlichen am Berufskolleg Kleve, die sich für diesen Beruf interessieren, schnell gemerkt: Sie mussten eine Anzeige für ein neues Modell erstellen und dazu ein Angebot erstellen. Dafür müssen Preise kalkuliert, die interne Datenbank zu Rate gezogen und Beratungsgespräche geführt werden. „Vor allem in der Ausbildung verkauft man keine Autos, sondern durchläuft alle kaufmännischen Abteilungen von der Buchhaltung über die Disposition bis zum Service. Der Beruf ist vielfältig; das kann ich auf einer klassischen Messe nicht vermitteln. Bei Meet Work Match! ist aber keine Hemmschwelle und wir kommen sofort in ein Gespräch mit den Jugendlichen“, sagt Lisa-Marie Lamers, Personalverantwortliche bei Herbrand GmbH, die vom handlungsorientierten Format des Berufskollegs Kleve überzeugt ist und hierüber bereits erfolgreich Auszubildende gefunden hat. 

40 duale Ausbildungsberufe sowie zehn staatliche bzw. schulische Ausbildungen aus den Bereichen Sozialwesen, Pflege, Gastronomie, Wirtschaft, Agrarwirtschaft und Technik konnten jetzt bei der Veranstaltung Meet Work Match! am Berufskolleg Kleve in je einem so genannten Beruferaum ausprobiert werden. Die Jugendlichen wurden mit einem typischen Problem aus dem Berufsalltag konfrontiert und lösten dieses dann gemeinsam mit Ausbildenden oder Auszubildenden. Maximal acht Jugendliche trafen dabei auf Ausbildende sowie Auszubildende eines Berufes und konnten individuelle Fragen zum Beruf klären sowie etwas über die Betriebe erfahren. „So erleben die Jugendlichen einen Beruf hautnah und praktisch. Durch kleine Gruppenkonstellationen ist die Kontaktaufnahme zu den Ausbildenden niederschwellig und erste Bewerbungsgespräche erfolgen fast automatisch“, sagt Annette Vogt, die stellvertretende Schulleiterin des Berufskolleg Kleve. Die Jugendlichen können in einer lockeren Atmosphäre individuelle Fragen zum Beruf klären, etwas über die Betriebe erfahren und auch über ihr Engagement im Workshop einen positiven Eindruck hinterlassen. So sind Lebensläufe abgegeben, Vorstellungstermine vereinbart und Praktika besprochen worden. Zudem gab es ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Informationen rund um die Bewerbung, den Einstieg ins Berufsleben oder über ein duales Studium. 

Das Kollegium des Berufskollegs Kleve hat die Veranstaltung vorbereitet und organisiert. Dahinter stecken viel Arbeit und Zeit, aber auch Know-how und die Kontakte in die Wirtschaft, die das Format erst möglich machen. Schulleiter Peter Wolters ist überzeugt, dass sich der Aufwand gelohnt hat: „Für die regionale Wirtschaft ist das eine Chance, passgenaue Bewerber zu rekrutieren, da sich die Jugendlichen gezielt für ein oder zwei Berufe anmelden und sich also im Vorfeld schon Gedanken zur Berufswahl gemacht haben.“ Landrat und Schirmherr Christoph Gerwers machte sich vor Ort selbst ein Bild: „Ich bin dem Berufskolleg Kleve sehr dankbar, mit wie viel Engagement sie diese Veranstaltung vorbereitet haben. Die Teilnehmerzahlen spiegeln das große Interesse wider und die Relevanz einer solchen Veranstaltung ist hoch.“ Brigitte Jansen, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve, fand Gründe dafür: „Es gibt heute eine Informationsfülle; Jugendlichen können sich kaum noch entscheiden und verlieren den Überblick bei so vielen Angeboten. Meet Work Match! unterstützt zudem proaktiv die Kreis Klever Wirtschaft, die hier die Fachkräfte für morgen finden.“ 

Die meisten der über 800 Schülerinnen und Schüler, die an der Veranstaltung teilgenommen haben, waren vom Berufskolleg selbst; aber auch 100 Schülerinnen und Schüler der GesamtschuleForstgarten nutzten die Gelegenheit, Berufe auszuprobieren und Praktika zu vereinbaren: „Die große Palette an Angeboten hier, ist toll für unsere heterogene Schülerschaft. Die Schülerinnen und Schüler konnten im Unterricht in Ruhe das Angebot erkunden, sich über Berufe informieren und dann nach Interesse einen Platz in einem Beruferaum buchen“, sagt Dr. Rose Wecker, Schulleiterin der Gesamtschule am Forstgarten.

Text von Natascha Verbücheln, Fotos von Tabea Lemke, Sophia Cladder und Natascha Verbücheln