Von Familiendrama bis zu Betäubungsmitteln

Im Rechtskunde-Kurs der Beruflichen Gymnasien haben Schülerinnen und Schüler mit einer Rechtspflegerin des Amtsgerichts Kleve von einer Expertin aus der Praxis gelernt. Auch einige Verhandlungen im Amtsgericht wurden besucht. Ein Erfahrungsbericht.

Die Verhandlungen im Amtsgericht haben den Schülerinnen und Schülern des Rechtskundekurs im Beruflichen Gymnasium gezeigt, wie viel Sicherheit das deutsche Rechtssystem bietet.

Die Verhandlungen im Amtsgericht haben den Schülerinnen und Schülern des Rechtskundekurs im Beruflichen Gymnasium gezeigt, wie viel Sicherheit das deutsche Rechtssystem bietet.

Als Grundlage für unseren Rechtskundekurs bekamen wir, die 12. Klassen der Beruflichen Gymnasien, einmal die Woche Besuch von Martina Geurtz, einer Rechtspflegerin vom Amtsgericht in Kleve. Angefangen mit den Grundbegriffen der Justiz leitete sie uns durch diverse rechtliche Thematiken und erklärte uns, wie in Deutschland Rechte eingefordert oder gewährleistet werden. Martina Geurtz gab uns auch Einblick in die Aufgaben und Zugangsvoraussetzungen für verschiedene juristische Berufe. Das war vor allem für diejenigen von uns interessant, die eine juristische Berufslaufbahn anstreben. 
Der Höhepunkt unserer Unterrichtsreihe war der Besuch im Amtsgericht Kleve. Wir durften einige Verhandlungen bei einer Strafrichterin mitverfolgen. Unter anderem haben wir Fälle zur Steuerhinterziehung, Diebstahl, Fahren ohne Fahrerlaubnis und unter Einfluss von Betäubungsmitteln sowie Einbruch beobachten können. Bei den Verhandlungen waren mehrere Personen in unterschiedlichen juristischen Berufen anwesend: die Richterin, ein Staatsanwalt, eine Protokollantin sowie Rechtsanwälte. Dazu kamen Zeugen, Dolmetscherinnen und die Straftäterinnen bzw. Straftäter. Erstaunlich war für uns, dass in einem Fall der Staatsanwalt und die Richterin eine Straftäterin, die zur Verhandlung nicht erschien, in ihrer Abwesenheit zu einer Geldstrafe verurteilt haben. 
Bei einem Fall, der uns besonders nahe gegangen ist, ging es um einen Familienvater, welcher zu seiner verunfallten Tochter ins Krankenhaus fuhr, ohne im Besitz einer Fahrerlaubnis zu sein. Zudem stand er unter Einfluss von Betäubungsmitteln. Als seine Frau ihn anrief und benachrichtigte, dass seine Tochter die Treppe heruntergestürzt war, sei er ohne nachzudenken direkt zu seiner Familie ins Krankenhaus gefahren, gab der Mann an. Vor einigen Jahren habe er bereits ein Kind verloren und daher nun gedankenlos gehandelt. Sein Fahrverhalten fiel einer Polizeistreife auf und das Auto wurde aus dem Verkehr gezogen. Da der Mann vorbestraft war, wurde er erneut zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt, bekam eine Führerscheinsperre und muss regelmäßig zur Suchtberatung. Das Mädchen wurde mit leichten Verletzungen aus dem Krankenhaus entlassen. Dieser Fall hat uns gezeigt, dass in Gerichtssälen nicht nur die Tat eine Rolle spielt, sondern auch der Hintergrund, die gegebenen Umstände und Entscheidungen oft sehr schwerfallen. Viele verschiedene Schicksale treffen im Gericht aufeinander; deswegen ist es umso schwerer für Richterinnen und Richter ein gerechtes Urteil zu treffen, welches das restliche Leben des Angeklagten bestimmen wird. Dieser Einblick hat uns gezeigt, was für eine Sicherheit uns das deutsche Rechtssystem gibt. Vor allem handelt das Gericht nach dem Leitgedanken Gnade vor Recht, wodurch unser Vertrauen in die Entscheidungsgewalt noch mehr gestärkt wurde. 

Text von Apollonia Brockmann, Jana Schatschneider, Cora Sluiters, Lara Sluiters und Joke Tepest, Foto von Birgit Otten