Neues Konzept zur Stärkung der Ausbildung

Über praktische Workshops haben rund 110 Ausbildungsbetriebe den Zugang zu 670 interessierten Jugendlichen knüpfen und ins Gespräch kommen können. Das innovative Konzept „Meet. Work. Match!“ ist von uns entwickelt worden, um die duale Ausbildung in der Region zu stärken.

Landrätin Silke Gorißen (3. von links) machte sich im Beruferaum der Pflegefachkräfte ein Bild vom Konzept der Veranstaltung. Hier testet eine Schülerin mit Alterssimulationsanzug, Kopfhörern und Grüner Star-Brille, bei welchen Bewegungen alte Menschen am meisten Unterstützung brauchen.

Landrätin Silke Gorißen (3. von links) machte sich im Beruferaum der Pflegefachkräfte ein Bild vom Konzept der Veranstaltung. Hier testet eine Schülerin mit Alterssimulationsanzug, Kopfhörern und Grüner Star-Brille, bei welchen Bewegungen alte Menschen am meisten Unterstützung brauchen.

Die Corona-Pandemie hat auch ihre Spuren auf dem Ausbildungsmarkt im Kreis Kleve hinterlassen. Schülerinnen und Schülern war es lange nur schwer möglich, in direkten Kontakt mit Unternehmen zu treten, Praktika zu absolvieren und Ausbildungsberufe kennenzulernen. Gleichzeitig haben Ausbildungsbetriebe in vielen Branchen Schwierigkeiten, passende Bewerberinnen und Bewerber zu finden. Dafür hat das Berufskolleg Kleve jetzt eine Plattform geboten, bei der Jugendliche und Ausbildungsbetriebe über das Tun in einen direkten Austausch kommen konnten. „Wir haben im Vollzeitbereich über 800 Jugendliche, die sich dieses oder nächstes Jahr auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz begeben; wir haben mit unserem Berufsschule-Zweig und unseren Kolleginnen und Kollegen das Know-how, die Ausstattung und die Kontakte zu den Betrieben, um Berufe in praktischen Workshops authentisch und didaktisch sinnvoll zu vermitteln. Auf dieser Basis ist die Idee für das besondere Konzept entstanden“, erklärt Schulleiter Peter Wolters.

In Absprache mit den teilnehmenden Betrieben aus der Region sind so genannte Beruferäume entwickelt worden, in denen Jugendliche zu einem Beruf gebündelte Informationen erhalten: Zunächst probieren sie in praxisorientierten Workshops typische Tätigkeiten des Berufs aus. Dabei kommen sie bereits ins Gespräch mit Auszubildenden und Betriebevertreterinnen, die sie anleiten. „Durch kleine Gruppenkonstellationen und die praktische Aufgabe ist die Kontaktaufnahme zu den Ausbildern niederschwellig und erste Bewerbungsgespräche erfolgen fast automatisch“, erklärt Annette Vogt, stellvertretende Schulleiterin des Berufskollegs Kleve. Die Jugendlichen können in einer lockeren Atmosphäre individuelle Fragen zum Beruf klären, etwas über die Betriebe erfahren und auch über ihr Engagement im Workshop einen positiven Eindruck hinterlassen. So wie Christine aus der Höheren Handelsschule: Die Schülerin ist eigentlich eher zurückhaltend und schüchtern; während des Workshops in der Küche des Berufskollegs Kleve wird sie aber von den Köchen und Auszubildenen einiger Restaurantbetriebe beobachtet und über die richtige Knettechnik vom Nudelteig in ein Gespräch verwickelt. Dabei wird deutlich, dass die Schülerin gut in die Küche passt und schon viel Wissen mitbringt: „Mein Onkel ist Koch und hat mir schon als Kind viel beigebracht. Ich koche sehr gerne und kann mir vorstellen, dass auch als Beruf zu machen.“ Am Ende gibt sie bei einigen Betrieben ihre Bewerbungsunterlagen ab, die sie zuvor im Deutsch-Unterricht erstellt hat.

Nicht nur die von der Corona-Pandemie getroffene Gastronomie hat am Aktionstag teilgenommen: Insgesamt 110 Ausbildungsbetriebe aus der Region haben rund 670 Jugendlichen Berufe aus den Bereichen Agrarwesen, Gesundheit, Ernährung, Technik und Wirtschaft in Aktion vorgestellt: von den Anlagenmechaniker/-innen, über die Bankkaufleute, Friseure oder Hörakustiker/-innen bis zu den Pflegefachleuten, den Metallbauern und Zahnmedizinischen Fachangestellten. Da wurden Schuhprothesen am Computer entworfen, eine Glühbirne so verkabelt, dass sie von zwei Lichtschaltern im Raum bedient werden kann, ein Anzeigenprofil für den neuen BMW iX erstellt, Schneidebrettchen mit der CNC-Fräse geschnitten, Lego-Industrieroboter-Modelle zum Schwenken programmiert worden oder mit einem Alterssimulationsanzug die Probleme von Senioren beim Aufstehen oder Hinsetzen simuliert. Schirmherrin Silke Gorißen, Landrätin des Kreises Kleve, ist vom Konzept überzeugt: „Die Chance, Informationen zur Berufswahl im persönlichen Gespräch aus erster Hand zu erhalten, gibt es nicht häufig. Es ist eine großartige Gelegenheit, den Blickwinkel zu erweitern, das Potenzial der Berufsausbildung zu erkennen und einen Fuß in die Tür zu einem Ausbildungsplatz zu bekommen.“ Auch Hans-Josef Kuypers, Vorsitzender der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve, bedankte sich beim Berufskolleg und den teilnehmenden Betrieben für die Mühe, die in die Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung gesteckt wurde: „Es braucht genau diese Nähe zwischen Jugendlichen und Ausbildern, die hier heute geschaffen wurde, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.“ Alle Beteiligten sind sich einig, eine Wiederholung der Veranstaltung sei lohnend. „Mehr davon“, bringt es Steuerberater Reinhard Verholen auf den Punkt.

Text von Natascha Verbücheln, Fotos von Johannes Menrath und Natascha Verbücheln