Das BK Kleve trifft auf die Nordlichter

Eine Delegation der Abteilung „Basis- und Ausbildungsvorbereitung“ hat sich auf den Weg nach Hamburg gemacht, um an einem dreitägigen Netzwerktreffen mit 9 weiteren Schulen aus den nördlichen Bundesländern teilzunehmen und sich über Erfahrungen und Innovationen in der Ausbildungsvorbereitung auszutauschen: die Nordlichter.

Abteilungsleiter Markus Schoo (Mitte) mit den Bildungsgangleitern Thorsten Rölver (Links) und Michael Gorißen (Rechts) haben aus Hamburg viele neue Impulse und Ideen mitgebracht.

Abteilungsleiter Markus Schoo (Mitte) mit den Bildungsgangleitern Thorsten Rölver (Links) und Michael Gorißen (Rechts) haben aus Hamburg viele neue Impulse und Ideen mitgebracht.

Die Abteilung „Basis- und Ausbildungsvorbereitung“ (kurz BAV) ist die jüngste Abteilung des Berufskollegs in Kleve und ging 2016 offiziell an den Start. In den drei Bildungsgängen der BAV werden Jugendliche ohne Schulabschluss auf ihre berufliche sowie schulische Zukunft vorbereitet. Dabei treffen internationale Jugendliche, Jugendliche mit einem Förderschulhintergrund und Schüler*innen, die an ihren abgebenden Schulen aus unterschiedlichsten Gründen keinen Schulabschluss erreichen konnten, aufeinander. Neben der Beschulung am Berufskolleg stehen dabei betriebspraktische Erfahrungen im Zentrum der Bildungsgangarbeit der drei Bildungsgänge: die Klassen mit Betriebspraktikum, die internationalen Förderklassen und die Klassen im Rahmen berufsbildender Maßnahmen. Seit Sommer 2021 hat Markus Schoo, der bereits in Lübeck eine Ausbildungsvorbereitung geleitet hatte, die Leitung der Abteilung am Berufskolleg in Kleve übernommen. Aufgrund der spürbaren Aufbruchstimmung der noch jungen Abteilung sowie des besonderen und vielschichtigen Anforderungsprofils der unterschiedlichen Jugendlichen, sind sowohl Abteilungsleitung als auch die Leiter der drei Bildungsgänge in Verbindung mit den Klassenlehrer*innen, Fachlehrer*innen sowie der Schulsozialarbeit bemüht, die Entwicklung der Bildungsarbeit stetig anzupassen und weiterzuentwickeln.

In diesem Kontext wurde bereits vor Ausbruch der Pandemie Kontakt zu der Netzwerkgruppe der Nordlichter aufgebaut: ein Zusammenschluss von engagierten und motivierten Lehrer*innen und Schulsozialarbeiter*innen aus dem norddeutschen Raum, die durch Austausch und gemeinsamer Innovation, die Entwicklung der Ausbildungsvorbereitung (AV) an ihren jeweiligen Schulen vorantreiben wollen. Zu den festen Mitgliedern der Nordlichter zählen u.a. Berufskollegs aus Hamburg, Bremen, Wolfsburg, Osnabrück und Minden. Die Treffen finden (normalerweise) zweimal im Jahr statt; wobei der Tagungsort jedesmal zwischen den unterschiedlichen Städten der neun Mitgliedsschulen wechselt.

Gastgeber des ersten Treffens seit Ausbruch der Pandemie war die Berufliche Schule für Wirtschaft, Verkehrstechnik und Berufsvorbereitung (BSO7) in Hamburg-Bergedorf. So haben sich (stellvertretend für die gesamte Abteilung) Abteilungsleiter Markus Schoo sowie die Bildungsgangleiter der Klassen mit Betriebspraktikum (BAV-BP) Thorsten Rölver und Michael Gorißen auf den weiten Weg von Kleve nach Hamburg gemacht. Ankunft war am frühen Donnerstagabend  im Hotel H4 in Hamburg-Bergedorf. Nach den obligatorischen COVID19-Tests und dem Check-In im Hotel wurde die Tagung bei einem köstlichen Abendessen im Kreise der 27 Teilnehmer*innen eröffnet. Tradition hat die an das Abendessen angeschlossene Vortragsrunde zu den Neuigkeiten aus den Schulen. So gibt jede teilnehmende Schule einen umfassenden Überblick zu den neuesten Entwicklungen an den jeweiligen Berufskollegs sowie den Bildungsgängen der Ausbildungsvorbereitung. Neben den Auswirkungen der Pandemie bildete die nun endlich auch bundesweit fortschreitende Digitalisierung an Schulen ein verbindendes Element. 

Am Freitagmorgen startete dann der Kernarbeitstag des Netzwerktreffens. Zwei Moderatoren stellten den Nordlichtern das Konzept der Ausbildungsvorbereitung in Hamburg vor und initiierten zahlreiche Arbeitsphasen, in denen die Inhalte reflektiert und weitergedacht werden konnten. Die Referenten, welche auch an den Bildungsplänen des Stadtstaates Hamburg mitgearbeitet haben, waren in der Lage die Inhalte in kürzester Zeit zu vermitteln und zu verdeutlichen. Dieses Hamburger Modell unterscheidet sich fundamental von der Konzeption von Ausbildungsvorbereitungen anderer Bundesländer. So sind die Berufsfachschulen, die oftmals ein ähnliches Anforderungsprofil und Schülerklientel aufweisen, in die AV integriert. Ferner müssen alle Schüler*innen aus Hamburg, die noch keinen Ausbildungsvertrag unterschrieben haben, die Ausbildungsvorbereitung besuchen. Somit ist es in der Ausbildungsvorbereitung des Landes Hamburg möglich, auch den Mittleren Schulabschluss zu erreichen. Die ausrichtende Schule der BSO7 hat diese progressive Neuausrichtung bereits erfolgreich adaptiert. Aufgrund der noch höheren Heterogenität der Schülerschaft wird der Unterricht - ein Unwort an der BSO7 - nicht nach einem fächerspezifischen Stundenplan, wie bei uns in NRW, organisiert: die Jugendlichen stellen sich ein eigenes Programm zusammen, was ihren individuellen Bedürfnissen und Berufswünschen entspricht. Dabei werden sie nicht nur von Klassenlehrer*innen betreut, sondern von einem multiprofessionellem Team, welches einer einzigen Lerngruppe zugeordnet ist; bestehend aus Fachlehrer*innen, Schulsozialarbeiter*innen, Arbeitsbegleiter*innen und Mentor*innen. Auch die Räumlichkeiten der sehr modernen BSO7 spiegeln diese revolutionäre Ausrichtung wider; große offene Räumlichkeiten, kaum Türen und viele Glasscheiben statt Betonmauern…

Auch das Berufskolleg aus Kleve konnte dann am Ende des zweiten Tages des Netzwerktreffens einen inhaltlichen Programmpunkt beisteuern: Michael Gorißen und Thorsten Rölver referierten über den Fortschritt der Digitalisierung am BK Kleve und stellten einige erprobte Lehr- und Lerntools vor. Am Abend backten dann die Teilnehmer*innen des Nordlichtertreffens gemeinsam Pizza und saßen noch bis in den späten Abend gemütlich zusammen. Und auch hier wird eine besonders lohnende Komponente des Netzwerkgedankens der Nordlichter deutlich: der informelle und unkomplizierte Austausch zwischen den gleichgesinnten Teilnehmer*innen. 

Der letzte Tag stand dann im Zeichen der Ausgestaltung des Vereinswesens der Nordlichter. Aus Klever Sicht besonders erfreulich: dem Berufskolleg Kleve wurde eine offizielle Teilnahme als Netzwerkschule und Kooperationspartner in Aussicht gestellt. Mit diesen und vielen weiteren positiven Eindrücken und gewinnbringenden Erfahrungen im Gepäck, trat das Klever Trio um Markus Schoo dann am Samstagnachmittag die Heimreise an. Zufrieden, aber nach dem intensiven Wochenende auch etwas müde, konstatierte Michael Gorißen abschließend: "Es war schön zu sehen, dass es an anderen Schulen Menschen gibt, die trotz der meist gleichen Probleme alle in die gleiche Richtung denken. Es fühlt sich an, als ob ein gemeinsamer Faden durch alle Köpfe geht, der alle miteinander verbindet.“

Text und Fotos von Thorsten Rölver