Historie - die Geschichte der Schule

Am Berufskolleg Kleve des Kreises Kleve lernen im Schuljahr 2018/19 rund 5000 Schülerinnen und Schüler. Sie werden von fast 200 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet.

Das Berufskolleg besteht aus den Abteilungen Technik, Wirtschaft und Verwaltung, Gesundheit und Ernährung, Sozialwesen, Agrarwirtschaft sowie Basis- und Ausbildungsvorbereitung.

Derzeit gibt es neben dem Hauptstandort Kleve noch Standorte in Goch (kaufmännische Berufsschule), Bedburg-Hau (Sozialwesen) und auf Haus Riswick in Kleve (landwirtschaftliche Berufsschule).

Das Schulgebiet umfasst den nördlichen Teil des Kreises Kleve mit den Städten und Gemeinden Kleve, Kranenburg, Emmerich, Rees, Bedburg-Hau, Goch und Uedem.

Gründung 1837

Im Jahre 1837 gründete der damalige Gewerbeverein eine Handwerker-Fortbildungsschule in Kleve. Seit 1863 unterhielt der katholische Gesellenverein und seit 1884 der Lehrlingsverein ebenfalls eine Fortbildungsschule.

Der Schulbesuch war in diesen Fortbildungsschulen freiwillig.

Die gewerbliche Berufsschule

Die drei Schulen wurden im Jahre 1913 aufgrund eines Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Kleve zu einer städtischen gewerblichen Fortbildungsschule zusammengefasst. Die Schulpflicht erstreckte sich auf alle Lehrlinge und Gesellen des Handwerks und die gewerblichen Arbeiter (Fabrikarbeiter, Laufburschen, Tagelöhner), die im Bezirke der Stadt Kleve beschäftigt waren. Die weibliche Jugend und in Kleve wohnende, aber auswärtig beschäftigte Lehrlinge waren damals also beispielsweise noch nicht berufsschulpflichtig.

Zwischen 1913 und 1924 wuchs die Zahl der Schüler beständig von 140 auf 414 Pflichtschüler an, ebenso die Zahl der freiwilligen Schüler in Abendkursen von 24 auf 176.

Schulleiter war seit 1913 der hauptamtlich tätige Lehrer Josef Schwartmann.

Die kaufmännische Berufsschule

Bereits im Jahre 1908 bestand in Kleve eine kaufmännische Fortbildungsschule in Trägerschaft der Stadt Kleve, deren Besuch zunächst freiwillig war. Ab 1910 wurde durch Beschluss der Stadtverordnetenversammlung eine Schulpflicht eingeführt für alle in der Stadt Kleve beschäftigten männlichen Lehrlinge im Handels- und Kaufmannsgewerbe. Die Lehrer waren sämtlich nebenamtlich beschäftigt, erst am1. April 1925 wurde der erste Dipl.-Handelslehrer eingestellt.

Schulleiter war bis 1924 der nebenamtlich tätige Landwirtschaftsschullehrer Heuckmann.

Zusammenlegung der gewerblichen und kaufmännischen Berufsschule

Im Jahre 1924 wurden gewerbliche und kaufmännische Berufsschule zu einer Schule zusammengelegt. Schulleiter dieser Schule wurde der Leiter der gewerblichen Berufsschule Josef Schwartmann.

Im Schuljahr 1930/31 zog die Schule aus dem alten Landwirtschaftsschulgebäude an der Ecke Hagsche Straße/Lindenallee in die umgebaute ehemalige Kaserne (1905 erbaut) an der Brabanter Straße 56 und verfügte dort erstmals über Lehrwerkstätten.

Handelsschule

Im Jahre 1925 errichtete die Stadt Kleve eine zweijährige öffentliche Handelsschule mit vollem Tagesunterricht. Aufgrund des starken Andrangs von 75 Knaben und Mädchen ordnete die Regierung in Düsseldorf eine Aufnahmeprüfung an. Am 1. April 1925 begannen 42 Schülerinnen und Schüler, von denen am Ende des ersten Schuljahres 41 das Klassenziel erreichten. Weil sich im Folgejahr wiederum 65 Knaben und Mädchen anmeldeten, beschloss die Stadtverordnetenversammlung die Errichtung einer neuen Handelsschul-Unterstufe.

Der Unterricht lag mit Ausnahme des Hauswirtschaftsunterrichts in den Vormittagsstunden und betrug in der Unterstufe 28 und der Oberstufe 32 Pflichtstunden.

Die Leitung der Handelsschule lag beim Direktor der Berufsschule Josef Schwartmann.

Hauswirtschaft

 

Heute:

Gesundheit und Ernährung

Im Jahre 1906 wurde in Kleve in der Mühlenstraße eine Hauswirtschaftsschule errichtet, in der Schülerinnen des letzten Volksschuljahres unterrichtet wurden. Der Unterricht wurde von 10 – 13:30 Uhr mit 24 Schülerinnen durchgeführt. Auch abends wurden Kurse abgehalten.

Die Haushaltungsschule des privaten Jungmädchenvereins hielt für Arbeiterinnen Abendkurse im Nähen, Bügeln und Kochen ab. Außerdem richtete das Jungmädchenheim eine landwirtschaftliche Haushaltungsschule für Bürger- und Landwirtstöchter ein, die in einjährigen und halbjährigen Kursen eine gründliche Ausbildung in der gesamten Hauswirtschaftsführung erhielten. Der Unterricht wurde von staatlich geprüften Schwestern erteilt. Die Schule wurde 1925 staatlich anerkannt. Die Zahl der Schülerinnen betrug durchschnittlich 50 bis 60. Diese Schule bestand bis zur Bombardierung Kleves im Jahre 1944.

Das Gebäude in der Schlossstraße wurde im 2. Weltkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Ab Ostern 1948 wurde die Errichtung einer Schule für Kinderpflege- und Haushaltsgehilfinnen genehmigt.

Sozialwesen

Die Abteilung Sozialwesen wurde in den 1980er Jahren aus der gewerblich-hauswirtschaftlichen Abteilung als eigenständige Abteilung ausgegliedert, weil die Unterschiede zum hauswirtschaftlichen Bereich zu groß geworden waren.

Landwirtschaft und Gartenbau

Bereits mit der Gründung der gewerblichen Berufsschule wurden auch Gärtner in der Stadt Kleve beschult, aufgrund ihrer Zahl ab 1920 erstmals in einer eigenen Fachklasse.

Vom 1.5.1939 bis 1.10.1940 bestand an der Berufs- und Handelsschule der Stadt Kleve eine Molkereifachklasse, die aber danach an der Milchwirtschaftlichen Lehr- und Untersuchungsanstalt Kleve in Trägerschaft des Kreises Kleve, zunächst mit Lehrlingen der Kreise Kleve und Geldern, fortgeführt wurde.

In den Jahren 1933 – 1945 wurden die in der Landwirtschaft tätigen Jugendlichen im Kreis Kleve in 33 ländlichen Fortbildungsschulen durch Volksschullehrer unterrichtet. Bis 1935 erhielten sie auch durch Geistliche Religionsunterricht.

Der Kreis Kleve errichtete 1958 die „Landwirtschaftliche Kreisberufsschule“ als erste berufliche Schule in Trägerschaft des Kreises.

Schulpflicht

Wesentlich für die Entwicklung der Berufsschulen war die Einführung einer Berufsschulpflicht, die zunächst bei den Kommunen lag:

Ab 1910 (kaufmännische Berufsschüler) und 1913 (gewerbliche Berufsschüler) bestand eine Berufsschulpflicht für alle in der Stadt Kleve beschäftigten männlichen Schüler des Handels-und Kaufmannsgewerbes, des Handwerks und der gewerblichen Arbeiter laut einer Satzung der Stadt Kleve. Im Jahre 1919 wurde die Schulpflicht auch auf die in Kleve wohnenden, aber auswärtig beschäftigten Jugendlichen sowie arbeitslose Jugendliche und solche mit dem Zeugnis des Einjährigen, die bis dahin nicht berufsschulpflichtig waren, ausgedehnt. Ein Beschluss der Stadtverordneten-Versammlung Kleve dehnte die Berufsschulpflicht 1921 auf die weiblichen Lehrlinge des Handwerks (Schneiderinnen, Putzmacherinnen, Friseurgewerbe) aus.

1923 wurde die Berufsschulpflicht einheitlich vom Deutschen Reich verordnet.  Sie wurde auf die in der jeweiligen Stadt wohnenden, aber auswärtig Beschäftigten ausgedehnt und auch die weiblichen Jugendlichen einbezogen. Damit waren aber immer noch nicht alle Jugendlichen berufsschulpflichtig, aber der weitaus größte Teil.

1938 wurde die Berufsschulpflicht für alle eingeführt, und zwar für 3 Jahre bzw. bis zum Ende der Lehrzeit oder bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres.

Zusammenschlüsse mehrerer Schulen

Im Jahre 1937 wurde die Berufsschule Calcar in die Berufs- und Handelsschule der Stadt Kleve und die Berufsschule Uedem in die Berufs- und Handelsschule der Stadt Goch aus Gründen der Beschulung der Berufe in Fachklassen eingegliedert.

Ab 1942 gab es im Altkreis Kleve Bestrebungen, vor allem auf Drängen des Regierungspräsidenten in Düsseldorf, eine Kreisberufsschule entweder in Trägerschaft des Kreises oder als Zweckverband zu errichten.

Ende 1946 wurde die Frage diskutiert, ob eine Zweckverbandsschule unter Trägerschaft der Städte Kleve und Goch oder eine Kreisberufsschule zweckmäßig sei. Da die Städte Kleve und Goch ihre Selbständigkeit nicht aufgeben wollten, blieb es zunächst bei der Selbstständigkeit der beiden Schulen in Kleve und Goch, und die Gocher Schule erhielt an der Jakobstraße ein neues Gebäude. Erst 1960 übernahm der Kreis die Berufs- und Berufsfachschulen der Stadt Kleve und 1961 auch die der Stadt Goch.

Schulleiter

Josef Schwartmann

1913 - 1935

 

Er leitete die gewerbliche Schule ab 1913 und wurde mit dem Zusammenschluss der kaufmännischen und gewerblichen Schule 1924 Leiter der neuen Schule. Zum 01.05.1935 musste er im Alter von fast 62 Jahren aus „gesundheitlichen Gründen“ Platz machen für einen neuen nationalsozialistisch gesinnten Schulleiter, Erich Porck, da der Klever Bürgermeister auf seine Ablösung aus politischen Gründen drängte.

Josef Schwartmann übergab eine voll funktionsfähige berufliche Schule mit den Fachrichtungen Technik, Wirtschaft, Hauswirtschaft, Gärtner und Jungarbeiter. Zahlreiche Fortbildungskurse, u.a. für Arbeitslose und zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung, rundeten das Aus- und Fortbildungsangebot ab.

Erich Porck

1935 - 1944

Am 16.09.1935 trat Erich Porck im Zuge der Versetzung aus Essen seine Stelle als Schulleiter in Kleve an. Als Mitglied der NSDAP sollte er eher als Josef Schwartmann die Gewähr dafür bieten, dass die NS-Politik auch in Kleve umgesetzt wird. Da man aber nachträglich festgestellt hatte, dass Erich Porck in den Jahren 1927 – 1932 Mitglied der SPD gewesen war, wurde seine halbjährliche Probezeit auf insgesamt 1 ¾ Jahr verlängert, bis man seine Zuverlässigkeit überprüft hatte.

Vom Verwaltungsgericht Düsseldorf wurde Erich Porck 1948 im Entnazifizierungsverfahren in 2. Instanz in Kategorie IV eingeordnet und damit im Alter von 52 Jahren pensioniert. Das Gericht urteilte aufgrund von Aussagen einiger Schüler, einiger Mitglieder des Kollegiums, einiger Innungsobermeister und der Handwerkskammer Düsseldorf.

Josef Thieman

&

Dr. Leo Hütten

Kommissarische Schulleiter in der Nachkriegszeit

 

 

Vom 20.11.1945 bis 30.11.1946 leitete Fachvorsteher Josef Thiemann die Schule kommissarisch, bis er Schulleiter in Recklinghausen wurde.

Bereits am 12.11.1945 wurde der Unterricht wieder aufgenommen.

„In einsatzbereiter Arbeit der Ende 1945 anwesenden Herren Dr. Hütten, Thiemann, Gerstner und Büning wurde die Schule mit Schulmöbeln wiedereingerichtet, die zum Teil aus dem Kriegsgefangenenlager im Reichswald, zum Teil aus der Nachbarschaft und den zerstörten anderen Schulgebäuden zusammengeholt wurden“ heißt es in einem Bericht der Schule.

Von Oktober 1944 bis Februar 1945 betreute Dr. Hütten nach der Zerstörung der Stadt Kleve die Berufsschule und hatte von April 1945 bis Ende November 1945 die kommissarische Leitung. Dann wurde er durch den dienstälteren Kollegen Josef Thiemann abgelöst, der aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte.

Nachdem Josef Thiemann eine Schulleiterstelle in Recklinghausen antrat, übernahm Dr. Hütten die Schule erneut kommissarisch.

Heinrich Fonck

1947 - 1973

Im Februar 1947 wurde der aus Geldern kommende Heinrich Fonck vom Hauptausschuss der Stadt Kleve zum neuen Leiter der Klever Berufs- und Berufsfachschulen gewählt. In seine Amtszeit fallen der Aufbau der Schule nach dem 2. Weltkrieg, die Einstellung vieler neuer Kolleginnen und Kollegen, die Gründung zahlreicher neuer Bildungsgänge, der Schulträgerwechsel auf den Kreis Kleve im Jahre 1960, der Zusammenschluss mit der Landwirtschaftlichen Kreisberufsschule und der Berufs- und Berufsfachschulen der Stadt Goch.

Leonhard Heiligers

1974 - 1993

Durch die kommunale Neuordnung wurde der Kreis Kleve und damit seine Schule erweitert um die Städte Emmerich und Rees. Dadurch wurde die Berufsschule in Emmerich in die Klever Schule eingegliedert.

Die Schule wuchs auf über  6.600 Schüler und hatte viele Standorte. Das neue Gebäude an der Felix-Roeloffs-Straße wurde 1979/80 nach achtjähriger Bauzeit fertiggestellt. 1987 wurde das 150jährige Bestehen der Schule gefeiert. Die ersten Computer wurden angeschafft.

Heinz Welbers

1993 - 2001

Als stellvertretender Schulleiter war Heinz Welbers maßgeblich an der Planung und Einrichtung des neuen Schulgebäudes an der Felix-Roeloffs-Straße beteiligt.

In seine Zeit als Schulleiter fällt die Aufgabe des Schulortes Emmerich. Um die Schülerinnen und Schüler in Kleve und Goch aufnehmen zu können, wurde das Gebäude der ehemaligen Landwirtschaftsschule auf dem Gelände der BBS Kleve teilweise übernommen. Zusätzlich wurde ein Erweiterungsbau mit 6 Klassen angebaut. Alle noch in Goch befindlichen technischen Klassen und Werkstätten wurden in die neu errichteten Gebäude 4 und 7 in Kleve verlegt. Einige kaufmännische Berufsschulklassen wurden in das Berufsschulgebäude in Goch, das modernisiert wurde, verlagert. Seitdem werden in Goch alle kaufmännischen Ausbildungsberufe beschult. Die EDV wurde kontinuierlich aufgebaut für ca. 20 EDV-Fachräume und das Schulbüro wurde auf EDV umgestellt.

Ab 01.08.1998 tragen alle Berufsbildenden Schulen in NRW den Namen „Berufskolleg“.

Hans Reder

2001 - 2014

Im Jahre 2001 übernahm der bisherige stellvertretende Schulleiter Hans Reder die Schule. Schwerpunkte seiner Amtszeit waren die verstärkte Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte, der Aufbau eines modernen Computer-Netzwerks in Unterricht (Klassenräume, Fachräume) und Verwaltung sowie die Schaffung neuer Bildungsgänge (u.a. Berufliche Gymnasien für Ernährung und Gesundheit; Aufbaubildungsgang Sozialmanagement, Fachkraft Agrarservice).

Die pädagogische Arbeit des Kollegiums wurde intensiviert durch Vereinbarung eines Leitbildes für die gesamte Schule sowie die Konzeption von Schulprogrammen der Abteilungen und Bildungsgänge.

Durch den Aufbau eines Berichtssystems zu den Leistungen der Schule sowie durch regelmäßig eingeholte Feedbacks von Lehrkräften, Schülern, Eltern, Betrieben und Zubringerschulen wurde die Qualität der schulischen Arbeit weiterentwickelt und gesichert.

Peter Wolters

seit 2015

Im Schuljahr 2014/15 hat zunächst Gert Budde die kommissarische Schulleitung übernommen, bevor im Frühling 2015 Peter Wolters zum Schulleiter ernannt wurde.